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»Sie stehen auf dem Jugendplatz«, stellte die hübsche Mittdreißigerin hinter
dem Schiebefenster fest und kniff dabei ein Auge zu, nachdem sie meinen Anmel-
deschein hervorgeholt hatte.
»Da gehöre ich auch hin«, sagte ich. »Oder!? «Sie lachte.
Kurz vor dem Kiosk fand ich eine Abbruchstelle am Ufer, die zu einer kleinen
SanddüneineinerschmalenBuchtmitflachemSandstrand führte. Daswargenau,
was ich gesucht hatte, -ein geschützter Platz um ungestört in der Sonne zu liegen
und im immer noch dunstverhangenen See zu baden. Die Götter meinten es
wieder einmal gut mit mir.
Ich schwamm auf den See hinaus. Das Wasser war kühl und klar, aber nicht
kalt. Weiter draußen drang das ferne Gekreisch der Kinder herüber. In der Bucht
war nichts davon zu hören.
Ich legte mich auf den warmen Sand in die Sonne, nicht ohne vorher nach
meinen Feinden, den Ameisen, Ausschau gehalten zu haben. Sie hielten sich an
unseren Friedensvertrag und ließen mich auch hier in Ruhe.
Die Sonne strahlte heiß herab. Der Himmel über mir zeigte sein schönstes
Blau. Nur der See schwitzte wie ich und dampfte still vor sich hin. So lässt sich
leben, dachte ich und fand mich mit dieser Welt in schönstem Einklang.
Doch den Irdischen ist kein ewiges Glück vergönnt. Ewige Glückseligkeit bleibt
den Göttern vorbehalten. Ich badete noch ein paar Mal. Ein leichter Wind kam auf.
Es wurde kühl. Ich hatte genug. Ich packte meine Sachen. Als ich oben wieder auf
dem Weg stand, blickte ich noch einmal zurück auf den See. Der Wind hatte den
DunstvomjenseitigenUferentfernt. IchhatteklareungehemmteSichtbiszumHo-
rizont. Und dann erstarrte ich in eisigem Schreck. Da stand etwas. Da stand etwas
Grauenvolles. Etwas was ich nie und nimmer hier erwartet hatte, etwas, das ich
aber eigentlich bei besserer Reisevorbereitung hätte erwarten müssen. Da stand
die Silhouette eines Kraftwerks - eines Atomkraftwerkes. Ich fröstelte. Hatte ich im
Kühlwasser eines Reaktors gebadet? War ich schon verseucht? Kein Wunder, das
der See vom bakteriologischen Standpunkt aus unbedenklich war.
Unverhofft befiehl mich ein Grauen, als hätte ich mit einer schönen Frau gesch-
lafen, die mir nach dem Beischlaf erzählte, sie wäre einmal an Syphilis erkrankt
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