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die Sache mit den Personalien habe Zeit und den Platz für mein Zelt würde mir
sein Partner gleich zeigen.
HintereinemHolzhaus,dasnebenderAnmeldungaucheinenAufenthaltsraum
mit Kneipencharakter beherbergte, lag der Zeltplatz, eine kleine gepflegte Wiese
mit ein paar Bäumchen, die von der Wohnwagenkolonie daneben durch einen
Zaun und einen schmalen Weg getrennt wurde. Auf dem Wohnwagengelände ging
es lebhaft zu. Es schien sich mehr um eine Siedlung als um einen Übernachtung-
splatz zu handeln. Dort lebten auch keine Holländer, sondern ein Völkchen, dass
man früher, als die Farbigen noch Neger hießen, als Zigeuner bezeichnet hätte.
Heute nannte man die Zigeuner Sinti oder Roma. Aber da ihnen die Zugehörigkeit
zu dieser oder jener Volksgruppe nicht auf die Stirn geschrieben stand, war ich
nicht in der Lage sie richtig einzuordnen. In ihrem Aussehen und ihrem Benehmen
glichen sie jedenfalls unverkennbar jenem Menschenschlag, von dem Großmut-
ter immer erzählt hatte, sie sei in den Garten geschickt worden, um die Wäsche
ins Haus zu holen, weil Zigeuner in der Stadt gesehen worden wären. Und weil
Großmutters Vorurteile alle Angriffe meiner Vernunft überlebt hatten, bereute ich
es heftig, so ein kleines Vorhängeschloss für meine Reißverschlüsse am Zelt nun
doch nicht gekauft zu haben. Als ich im Kaufhaus davor gestanden hatte, war ich
mir albern vorgekommen. Jetzt kam ich mir dumm vor.
Manche Blondinen haben wunderschöne blaue Augen und das blau
gestrichene Schwimmbecken das Gießen mir so überraschend bot nahm mich
sehr für diese Stadt ein. Es gibt nichts Schöneres als sich am Abend eines heißen,
verradelten Tages mit ein paar Schwimmzügen zu entspannen. Besonders wenn
es nicht mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. In meinen Augen hatte Gießen
sehr an Ansehen gewonnen. Auch an Blondinen entdeckt man gelegentlich pos-
itive Eigenschaften. Man kann es sogar gut mit ihnen aushalten, solange sie sich
mit lauten Äußerungen zurückhalten.
Nach dem Baden trank ich noch ein Bier an einem der grünen Gartentische,
die vor dem Kiosk standen. Das Weizenbier wurde hier in kleinen Damenportion-
en, kleinen Flaschen von 0,3 Liter Volumen verkauft. Es gab auch die passenden
Gläser dazu. Vor mir am Tisch saß ein breitschultriger Mann mit Cowboyhut. Er
hatte schon sechs der kleinen Fläschchen um sich versammelt und schaute mich
mit traurigem Bulldoggengesicht an.
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