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stadt auch moderne Ansichten und weniger Bewundernswertes. Aber irgendwo
gleichen sich eben alle Städte und alle Frauen. Das darf man nicht überbewerten.
Daran kann man sie nicht messen.
In Heuchelheim startete ich einen letzten Ausweichversuch.
»Nein«, sagte die elegant in Weiß gekleidete Dame. »Es gibt keine andere
Möglichkeit. Sie müssen zurück ins Zentrum von Gießen. Dann durchs Elefanten-
klo. Dahinter nach rechts auf die Frankfurter-Straße und immer geradeaus.«
»Elefantenklo?«
Sie lachte. »Es ist ein Tunnel. Wir nennen ihn so, weil er so groß ist, weil er so
aussieht und weil er den Verkehr kanalisiert.«
»Aha.«
Ihre Beschreibung traf zu. Auf der Frankfurter-Straße zeigte mir ein Blick auf
den Tacho, dass ich schon dreißig Kilometer in die Irre gefahren war. Dann sah
ich das Schild. Diese Stadt ließ nichts unversucht. Mein Routenplan wusste nichts
von einem Campingplatz. Die Karte wusste nichts davon. Aber das Schild behaup-
tete es gäbe ihn. Es war ein offizielles Schild und ich befand mich auf einer Bun-
desstraße. Einer Straße für Autofahrer. Also gab es keinen Grund an der Aussage
des Schildes zu zweifeln. Anderthalb Kilometer weiter. Dann rechts. Es war früh-
er Abend. Der nächste Campingplatz auf meiner Liste ca. 65 Kilometer entfernt.
Gießen hatte gewonnen. Ich würde die Nacht hier verbringen.
Beim Campingplatz gab es ein Schwimmbad und Tätowierungen. Der Träger
der Tätowierungen gab sich zunächst sehr reserviert. Er betrachtete mich mehr-
fach eingehend von oben bis unten, als warte er auf ein Losungswort. Angesichts
seiner Skinheadfrisur, der geröteten blauroten Nase, den Cowboystiefeln an sein-
en Füßen und der Flasche in seiner Hand, fiel es mir nicht schwer dieses Losungs-
wort zu erraten:
»Wo gibt`s hier ein Bier.«
Nachdem das Passwort ausgesprochen war, wurde er zur Freundlichkeit in
Person. Das Bier gäbe es an einem kleinen Kiosk im Gebäude der Badeanstalt,
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