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porter auf Sightseeingtour und beschrieb ihm, was um mich herum geschah. Als
er das Kreischen einer Frauenstimme mitbekam und erschrocken fragte, was ges-
chehen sei, berichtete ich ihm, mehr ratend als wissend, da wäre soeben ein Mord
geschehen. Ein Mann hätte gerade seine Frau aus dem Fenster in den Schlossg-
raben geworfen. Das wäre nun einmal die ortsübliche Methode Beziehungskrisen
zu lösen.
»Nachahmenswert!« stellte er fest. »Aber wo bekomme ich in Bremen einen
Schlossgraben her?«
Ich war nun am Marktplatz angekommen und stand vor dem Rathaus. In dem
Moment, als ich Heiko erklären wollte, dass ich das auch nicht wüsste, wurde ich
von einem grässlichen metallisch klingenden Rasseln, Scheppern und Krächzen
unterbrochen.
»Was ist denn das schon wieder?«
»Da scheint ein Grünspan bedeckter Vogel auf dem Rathaus zu stehen, der die
Zeit ansagt und mit den Flügeln schlägt.«
»Unheimlich«, stellte Heiko in Bremen fest. Und mit erwachter Neugier,
nachdem Stille eingetreten war: »Fliegt er jetzt?«
»Nein«, beruhigte ich ihn. Dann hörte ich eine entfernte weibliche Stimme im
Hintergrund aus dem Handy.
»Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte Heiko »Beate meint das wird sonst zu
teuer.«
Dafür hatte ich Verständnis und mein vom Handy halb zerquetschtes Ohr em-
pfand Dankbarkeit.
Im Krug zum grünen Kranze trank ich ein Weizen und sah mir im Fernseher
das Spiel Deutschland gegen Tschechien an. In der Halbzeit erreichte mich ein
Anruf von Marlies Die Leute von Books on Demand hatten geschrieben, es würde
noch mehrere Wochen dauern, bis das Referenzexemplar meines Buches fertig
sein würde. So sehr ich mich sonst über solche Lahmärsche geärgert hätte, war
es mir in meiner augenblicklichen Situation gerade recht. Denn das signalisierte
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