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Achter Tag
Die Sonne schien. Ich wollte bleiben; das heißt - ich musste sogar bleiben.
Es wäre zu gefährlich gewesen, mit der defekten Klippmechanik weiter zu fahren.
Nicht auszudenken, was mit mir passiert wäre, wenn sich der Packsack bei großem
Tempo gelöst hätte. Im Vertrauen auf einen glücklichen Zufall hing ich ihn mir über
die Schulter und zog los.
In einer der engen, gemütlichen Gassen hinterm Stadion, lag Werkzeug in
einem Schaufenster; daneben Kleinteile wie Schrauben, Muttern und Unterleg-
scheiben. Werkzeugverleih nannte sich das Geschäft. Ich ging hinein.
»Guten Morgen«, sagte der Mann hinter dem Tresen und schaute durch die
Schaufensterscheibe auf die Straße. Eine junge Frau mit schwarzen Locken ging
vorbei. Sie trug eine Milchflasche und eine Brötchentüte im Arm.
»Die hübsche Nachbarin. Sie könnte ruhig öfter vorbeikommen.« Er reckte sein-
en Kopf in die Auslage bis an die Scheibe vor und versuchte noch einen Blick auf
sie zu werfen.
»Sie könnte auch hereinkommen«, schlug ich vor.
»Ja«, seufzte er verträumt. »Das wäre noch besser.« Er wandte sich vom
Schaufenster ab und stand mir gegenüber. Gebräuntes Gesicht, graue Augen, ein
sensibler Mund, - das Gesicht eines Menschen, der Sport treibt, viel im Freien ist,
aber auch Bücher liest und sich Gedanken macht.
»Sie kommt drei Mal am Tag vorbei. Ich bin noch nicht lange hier. Ich habe den
Laden erst vor ein paar Wochen aufgemacht. Es läuft noch nicht so richtig. Es gab
schon einmal einen Werkzeugverleih in dieser Gegend. Manchmal kommen Leute
herein und sagen: »Schön das Sie wieder da sind«. Aber ich war früher gar nicht
hier. Das war ein Anderer und sein Geschäft war auch nicht in dieser Straße. Ist das
nicht seltsam? - Was kann ich für Sie tun?«
Endlich war ihm eingefallen, dass ich vielleicht ein Anliegen haben könnte. Ich
erzählte ihm von meinem Dilemma.
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