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Ich wollte noch einmal ins Zentrum. Die Entfernung war nicht groß. Ich ging
zu Fuß. Die Stadt wirkte als wäre sie tatsächlich von allen Einheimischen ver-
lassen. Zwar saßen vor einem Café eine Menge Männer, aber ihr Aussehen und
ihre Sprache kennzeichneten sie zweifelsfrei als Türken. Sie hatten ihre Stühle alle
in eine Richtung gedreht und starrten wie gebannt auf die andere Seite der Straße.
Dort hatte ein Bekleidungsgeschäft seine Schaufenster. Dahinter standen völlig
nackte Schaufensterpuppen. Man war wohl nicht mehr zum Dekorieren gekom-
men. Für die türkischen Männer schien es sich dabei, um eine Sensation zu han-
deln. Sie konnten den Blick nicht davon lassen.
Ich fand einen kleinen Imbissladen, der sich Schlemmergrill nannte, und aß
dort für wenig Geld eine Riesenportion Gyros mit Zaziki und Pommes. Dann setzte
ich mich in den Biergarten eines Hotels und trank zwei Weizen. Neben mir gab
es nur noch drei Gäste, die, wie sich herausstellte, im Hotel wohnten und es gab
einen griechischen Kellner, der eifrig um uns herumschlich und vor dem ich immer
wieder mein noch nicht geleertes Glas retten musste.
Edgar rief an. Wir führten ein ewig langes Gespräch, in dessen Verlauf ich ihm
alles haarklein berichtete, was mir bisher widerfahren war.
Auf dem Rückweg standen flackernde Windlichter auf den Tischen vor dem
türkischen Café. Die Stühle waren genauso ausgerichtet wie vorher, die Blickrich-
tung der Männer die gleiche. Es schien mir, dass es im Leben dieser Männer ein
unübersehbares Defizit gab.
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