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»Wir zeigen ihm den Weg zum Campingplatz«, weihte er sie ein. Und zu mir
gewandt: » Wir müssen dort hinüber.«
Er zeigte mit seiner Krücke auf ein dunkles Gebäude an dem ein Apotheken
-Logo leuchtete.
»Eigentlich können Sie es gar nicht verfehlen«, fuhr er fort. »Aber sicher ist
sicher.« Er hinkte vorweg zur Bordsteinkante. »Als ich jung war«, fing er an zu
erzählen, »da haben wir das auch gemacht. Quer durch Deutschland sind wir ge-
fahren. Mit ganz einfachen Rädern. In den fünfziger Jahren war das. Da gab es
noch keine anderen.« Die Erinnerung hatte sein Gesicht gerötet, aus seinen Au-
gen strahlte Begeisterung. »Wie viel Gänge hat Ihr Rad?«
»Vierundzwanzig.«
»Da schafft man jeden Berg.«
Ich verschwieg schamhaft, dass ich da schon andere Erfahrungen gemacht
hatte.
»Wir hatten nur ganz einfache Räder«, wiederholte er stolz. »Aber sonst gab
es schon alles. Auch zu essen - und überhaupt.«
»Ja«, sagte die Frau an seiner Seite. Sie roch nach Eau de Cologne und holte
kurzatmig Luft, als wir die Straße überquerten. »Aber als wir uns kennenlernten,
da hatten wir einen VW.«
»Eine so schöne Tour habe ich nie wieder gemacht«, urteilte er versonnen,
ohne auf sie einzugehen, noch ganz in seinen Erinnerungen gefangen. »Ich wollte
ich könnte das noch einmal machen. Aber die alten Knochen wollen nicht mehr.«
Er blickte bedauernd auf sein steifes linkes Bein. Dann zu mir gewandt: »Sie
müssen hier abbiegen und zwei Straßen weiter nach links. Es ist nicht mehr weit.«
Der Campingplatz hatte für mich eine luxuriöse Überraschung bereit. Ich
bekam ein kurz geschorenes Geviert englischen Rasens vor einem spitzgiebeligen
Toilettenhäuschen zugeteilt, das ein separater Eingang zu meiner ganz persön-
lichen Dusche, meinem persönlichen Waschbecken und meinem persönlichen Klo
verschloss.
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