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Fünfter Tag
Es regnete die ganze Nacht hindurch. Als ich aufwachte, schwamm mein Not-
izbuch aufgelöst neben meiner Luftmatratze. Das Wasser war durch den Zeltboden
eingedrungen. Zum Glück hatte ich alle wichtigen Dinge auf die Packtaschen
gestapelt, sodass im Wesentlichen keine weiteren Schäden zu verzeichnen waren.
Das Wetter hatte sich etwas beruhigt, aber der Himmel zeigte sich weiter in
finsterem Grau. Ich nutzte die Regenpause, um das Zelt mit einem Schwamm ein-
igermaßen trocken, zu wischen. Dann gönnte ich mir eine heiße Dusche. Hinter
den Sanitären Anlagen gab es einen überdachten Platz mit einer grau verwitterten
Holzbank und einem Tisch davor. Damit war wenigstens ein relativ komfortables
Frühstück gesichert.
Der Regen setzte wieder ein. Ich holte meinen Kocher und mein Frühstücks-
geschirr aus dem Zelt und baute es auf dem Tisch auf. Als ich meinen Cappuccino
im Becher und den Quark geöffnet hatte, erschien der Alte von gestern mit zwei
Frauen. Sie hatten Körbe mit schmutzigem Geschirr dabei und stellten es auf den
Tisch. Der Alte nahm es auf und ging zum Waschraum.
»Geschirr spülen ist Männersache«, gab er mir augenzwinkernd zu verstehen.
Die beiden Frauen blieben zurück. Sie waren in seinem Alter und neugierig. Der
Alte hatte geplaudert. Sie wussten schon einiges über mich.
»Sie sind der Mann aus Bremen«, stellte die Erste fest. Sie taxierte mich. »Sie
sind schlank. Was essen Sie denn da?«
»Quark«, sagte ich.
»Nur Quark?«
»Ja, aber ein ganzes Pfund.«
»Sonst nichts?«
»Nein, höchstens noch ein trockenes Brötchen.«
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