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Diese Straße hier jedenfalls war gut befahrbar. Das Verkehrsaufkommen war
gering. Die Witterung mild. Der Regen eine angenehme Erfrischung. Ich brauchte
keine Kapuze. Das Wasser, das mir den Nacken hinunterlief, störte mich nicht.
Die leichten Steigungen waren bequem zu bewältigen. Die Abfahrten schafften
angenehme Erholungspausen. Ich fühlte mich pudelwohl. Kurz vor Brilon erklärte
sich eine Abzweigung zu der von meinem Routenplan favorisierten R47. Natürlich
folgte ich den Schildern zwischen Gärten und unschönem Bauerwartungsland
hindurch bis in den Ort hinein, wo die Kennzeichnung beim Friedhof endete und
folgerichtig die Katastrophe begann.
Es regnete. Die Straßen waren menschenleer. Wer nicht schon zur Arbeit
gegangen war, blieb tunlichst im Haus.
Ich stieg vom Rad und machte mich auf die Suche nach einer Person, die
ich befragen konnte. Auf gut Glück wollte ich nicht weiterfahren, dazu waren der
Möglichkeiten zu viele. Weit und breit war niemand zu sehen. Nur auf dem Fried-
hofsgelände kurvte ein Farbiger auf einem dieser verkleinerten Bagger, wie sie
die Landschaftsgärtner benutzen und die, wie große Spielzeuge aussehen, mit
lautem Geknatter unaufhörlich und wie mir schien völlig sinnlos im Kreis herum.
Vielleicht konnte er mir weiterhelfen. Dazu war es nötig näher an ihn heranzukom-
men, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Irgendwo musste dieser Friedhof ein-
en Eingang haben. Also schob ich mein Rad immer am Zaun entlang. Die Sterber-
ate vorOrt schien ziemlich hoch zusein. Oder man hatte langfristig geplant. Dieser
Friedhof hatte gewaltige Ausmaße, der Zaun nahm kein Ende und hatte auch kein
Tor.
Ein kleiner nasser Hund schürte herbei, schnüffelte kurz an meinem Bein, trip-
pelte schnellfüßig davon. Hinterm Zaun ein Abfallhaufen. Die frische Regenluft
wurdeschwervomDuft welkerChrysanthemen. Einefinstere Kapelle kaminSicht.
Davor ein Parkplatz mit Parkuhren. Nur ein Auto stand darauf. Kein Mensch zu
sehen. Die Straße führte in einem Bogen um die Kapelle herum. Es ging steil
bergab. Ich hatte keine Lust dort hinunterzufahren und mich womöglich wieder
zurückquälen zu müssen. Wo ein Auto ist, muss in absehbarer Zeit ein Mensch
auftauchen und wenn er nur kam um die Parkuhr zu füttern. Ich stellte mich unter
einen Baum und wartete.
Keiner kam. Nichts rührte sich. Dann schnürte der kleine Hund wieder heran.
Suchte er Anschluss, Trost und Schutz vor der Nässe bei mir? Nein, er rannte zum
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