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Das eilte jedoch nicht. Zunächst wollte ich die Gegend erkunden. Ich war nicht
alleine unterwegs. Ganze Familien mit Kindern fuhren vor und hinter mir. Sie
schienen alle ein Ziel zu haben. Das wollte ich sehen. Ein grünes Schild klärte
mich auf. »Freizeit und Erholungsgebiet Hücker Moor« stand darauf. Ich folgte
dem Hinweis. Der Verkehr wurde dichter. Jetzt mischten sich auch PKW unter die
Fahrräder.
Ja, und dann stand da noch ein grünes Schild, ein Schild mit einem Camping-
wagen darauf und einem Pfeil.
Das konnte nicht wahr sein. Das war ja fast wie ein Wunder. Auf der Karte
war hier kein Campingplatz eingezeichnet und mein Computer hatte nichts davon
gewusst. Bestimmt wardasnureinPlatz fürDauer-Camper.Aberversuchenwollte
ich es wenigstens.
Ich bog nach links in einen schmalen, sich zwischen hohen Bäumen dahin
schlängelnden Weg und kam zu einer ebenerdigen, steinernen Baracke, an deren
flachem Giebel selbstgefällig und überheblich das Wort »Seeschlösschen«
prangte. Daneben lag der Eingang zu einem Campingplatz voller Wohnwagen.
Am hohen Maschendrahtzaun hing eine große etwas ramponierte und bemooste
Blechtafel mit einem Lageplan. Es waren Besucherplätze vorgesehen. Heimlich
fing ich an zu frohlocken. Das Tor stand offen. Ich schob mein Rad zu einer
Holzhütte, die als Anmeldung gekennzeichnet war, fand diese aber verschlossen
und unbesetzt. Das machte mir nichts aus. Da musste ich mich eben beim
Seeschlösschen nach den örtlichen Gepflogenheiten erkundigen.
Hinter der Baracke sah es schon ganz anders aus. Es gab einen Biergarten,
einen Bootssteg neben dem Tretboote vertäut lagen und die weite baumbegrenzte
Bucht eines Sees, dessen Ausmaße von hier aus nicht abzuschätzen waren. Und
es gab eine Wirtin, die mir einen flüchtigen Blick zuwarf, um dann in der Schank-
stube des Seeschlösschens zu verschwinden. Ich fand einen Laternenpfahl, an
den ich mein Rad lehnen konnte, und ging ihr nach. Sie stand am Zapfhahn hinter
der Theke und füllte Bier in Gläser.
»Wo kann man sich denn auf dem Campingplatz anmelden?«
»Bei mir.« In ihren Augen leuchtete die warmherzige Habgier von Frauen, die
schon lange Jahre in der Selbständigkeit leben.
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