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Neunzehnter Tag
Meine Socken hingen noch auf der Leine. Der Tau hatte sie durchnässt. Der
junge Mann war weg. Ich hielt die Ereignisse der letzten Tage auf dem Kassettenre-
corder fest. Heute würde ich den Bodensee erreichen. Da war ich mir ganz sicher.
Die Sonne brannte vom Himmel. Es würde wieder ein heißer Tag werden. Die
Socken waren schnell getrocknet. Ich schob mein bepacktes Rad über die Wiese,
den Wohnwagen und dem Ausgang entgegen. Da stürzte ein Mann auf mich zu.
Ein Grauhaariger. Er blieb vor mir stehen.
Ob ich zum Bodensee wolle?
»Ja.«
»Das sind noch gut 80 Kilometer.«
»So.«
»Das schaffen Sie.« Es verbarg sich eine Frage in der Feststellung. Er be-
trachtete mich mit Wohlwollen und ein wenig Skepsis.
»Sicher.« Ich zuckte die Achseln.
Jetzt wurde er lebhaft. Er wäre zwar mit dem Wohnwagen hier, aber eigentlich
würdeerlieberTourenmitdemFahrradmachen.AmBodenseewäreerauchschon
gewesen mit dem Fahrrad. Auch auf der anderen Seite. Da hätte er sich allerdings
mit der Fähre übersetzen lassen. Die Anfahrt hätte er mit dem Zug gemacht. Und
eigentlich suche er einen Partner für solche Touren.
»Aha.«
Hatte ich es doch befürchtet, dass da ein zwischenmenschliches Problem auf
mich zu kam, das viel diplomatisches Geschick verlangen würde, um nicht in einer
Kränkung zu münden. Ich fühlte mich nicht als rekordsüchtiger Fahrradtourist. Ich
sah mich mehr als Aussteiger auf Zeit. Ich suchte keinen Partner. Ich suchte
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