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mir, dass er ziemlih genau über die Kolonialgeshihte Besheid wisse, auh darüber,
wie der Kilimandsharo damals hieß und dass er am Ende des 19. Jahrhunderts zum
ersten Mal von dem Deutshen Hans Meyer bestiegen wurde.
Auf meine Frage, was er über die Kolonialzeit unter den Deutshen denkt, meint
Eric zu meiner Überrashung, dass der Austaush mit den Deutshen in Tansania
viel Positives gebraht habe, zum Beispiel eine bessere Infrastruktur und ein
weitläuiges Eisenbahnnetz. Dann erzählt er noh, dass es auh einen Austaush von
Wörtern in den jeweiligen Sprahen gegeben habe. So wird im Kisuaheli immer noh
das Wort »Shule« verwendet, und Karoten heißen auf Kisuaheli »Karoti«. Aber
ein Austaush wäre kein Austaush, häte niht auh die andere Seite etwas aus der
fremden Sprahe übernommen. So benutzen wir in Deutshland beispielsweise das
Wort »Safari«, das aus dem Kisuaheli stammt und dort ganz einfah »Reise« heißt.
Eric und ih marshieren durh den shwül-warmen Regenwald den Berg hinauf
und taushen uns die ganze Zeit über angeregt aus. Eric erzählt mir, dass er als
Lastenträger circa zehn Euro für sehs Tage bekommt, was ih ershüternd wenig
inde, zumal ih tausend Euro an den Tourorganisator zahlen musste. Er erzählt mir,
dass er eigentlih gerne Jura studieren würde, was allerdings 800 Dollar im Jahr
koste und für ihn unershwinglih sei. Deshalb sieht er seine Zukunt am Berg - mit
25 Kilo hoh, mit 25 Kilo runter und mit 25 Kilo wieder hoh! Ih frage ihn, wie man
wohl drauf ist, wenn man das zwanzig Jahre lang maht. Eric antwortet: »Dann bist
du einfah nur tot.«
Es shokiert mih, in diesem Moment einsehen zu müssen, dass auh ih Teil
dieser Strukturen bin, wenn ih Erics Dienste in Anspruh nehme. Ih fange an
zu überlegen, wie ih Eric unterstützen kann, inde zu diesem Zeitpunkt aber noh
keine Antwort. Um die Stimmung etwas aufzulokern, hole ih mein goldenes Wald-
horn aus dem Ruksak, das mein Wander-Outit abrundet, aber auh ein gutes Ver-
stek für meine Gold- und Silbertaler abgibt, um diese unaufällig über die Shmug-
glerroute nah Kenia bringen zu können. Ih habe sie im Vorfeld deshalb in der
großen Hornöfnung unter einem goldfarbenen Klebeband unaufällig verstekt. Als
Eric das Waldhorn sieht, rut er begeistert: »Wow, eine Vuvuzela!« Ih muss lahen,
da ih die afrikanishe Vuvuzela erst seit der Fußball-Weltmeistershat aus Süda-
frika kenne, wo sie jedes Fußballspiel in eine Geräushhölle verwandelt hat. Aber ein
deutshes Waldhorn und eine afrikanishe Vuvuzela sheinen sih bis auf die Form
doh ziemlih zu ähneln. Eric und ih pusten nun abwehselnd in das Waldhorn,
womit wir andere Lastenträger, die ebenfalls mit Touristen den Kilimandsharo be-
 
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