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passt. Saneer springt sofort ein und bastelt aus zwei Drähten einen provisorishen
Übergang, so dass wir kurz darauf das Wasser durh einen Ersatzilter aus Zeitung-
spapier in die Kafeekanne laufen sehen. Die erstaunten Gesihter der Kinder zeigen
mir, dass es hier miten in den Teeplantagen wohl niht viel Kafee gibt.
Am Ende des Nahmitags frage ih Justin, ob er mit seinem reht einfahen Leben
glüklih sei. Er antwortet mir, dass er sih nihts Besseres vorstellen könne. Und ih
bin beeindrukt, wie wenig Glük von Reihtum abhängt.
Wenige Tage später fahre ih endlih mit einem Tuk Tuk auf den angeblih größten
Taushmarkt der Welt mit seiner angeblih 200-jährigen Geshihte: Mata Chanda,
mein eigentlihes Ziel hier in Indien.
Nah einer holprigen Fahrt liegt der einzige, erste, weltgrößte und grandioseste
Taushmarkt der Welt vor mir in der Mitagshitze: Ein paar lumpige Kirmesstände
reihen sih vor mir auf, die aufblasbare Neon-Deline, Lutshlangen und Knallkörp-
er verkaufen. Das soll alles gewesen sein? Und die Preisshilder an den Waren leuht-
en mir in allen Neon-Farben der Welt entgegen. Ih bin total entäusht und würde
am liebsten meine fünf Kilo Tee miten auf den Kirmesmarkt werfen und ganz
laut rufen: »Barterman ist hier, lass uns endlih taushen! Du komisher und welt-
größter Taushmarkt, komm endlih raus!« Aber die Anwesenheit von Krishna, dem
Organisator, erlaubt mir keinen Gefühlsausbruh. Er erzählt mir ganz freundlih,
dass er von den Darstellungen im Internet, von Adjektiven wie groß, toll, einzig-
artig und taushfreudig, die den Markt beshreiben sollen, noh nie gehört habe. Ih
erzähle ihm, dass ih wegen der Berihte zum Taushen extra nah Indien gereist
bin. Krishna kann sih sein Grinsen über meinen naiven Umgang mit dem Inter-
net kaum verkneifen. Weiter erklärt er mir, dass hier auf dem Markt shon seit 1000
Jahren niht mehr getausht wird, da Indien im 21. Jahrhundert ein modernes Land
sei und man den Umgang mit Geld bevorzuge. Er erklärt mir in aller Ruhe, dass
Taushgeshäte den Nahteil häten, dass man immer genau das Produkt anshlep-
pen müsse, das der Anbieter eines anderen Produkts zufällig gerade benötige. Ah,
ne, denke ih, sage aber nihts. Abshließend wünsht mir Krishna noh alles Gute
für meine Taushreise, und ih verlasse den Markt mit einem aufblasbaren Neon-
Delin für zehn Rupien.
Einen Tag später liege ih auf einer Shlafpritshe in einem indishen Zug Rihtung
Goa, der ehemaligen Hippie-Enklave der späten 60er und 70er Jahre. Die Ent-
täushung über den berühmten Taushmarkt Mata Chanda ist überwunden, und ih
 
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