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geglaubt, dass Hellseher zu so etwas in der Lage wären. Auf meine Frage, wie ih
am besten zu diesem Haus gelangen könne, horht sie wieder in sih hinein und rät
mir, an meinen Strategien und Plänen festzuhalten, mir dabei aber keine zu langen
Pausen zu gönnen. Ih bin beeindrukt, das hate ih wirklih niht erwartet. Die
Hellseherin bestärkt mih in meinen Absihten, und sie hält es sogar für möglih,
dass ih mein Ziel erreihen kann - sofern ih in den nähsten 193 Tagen keinen Ur-
laub in der Karibik einshiebe.
Am Abend erreihe ih mein ursprünglihes Ziel, den Ort Wangen, wo der hiesige
Taushring Hermann und mih in einem Gemeinderaum erwartet. Circa dreißig Mit-
glieder sitzen hinter Tishen, die mit Taushgütern aller Art bedekt sind, meistens
kulinarishe Lekereien, selbst gehandwerkelte Gegenstände oder Kleinkunst.
Die Leiterin der Gruppe, Frau Feustel, erklärt mir, dass die Tausheinheit des
Ringes ein Talent ist. Der Anbieter bezifert den Wert seiner Ware nah der Anzahl
Stunden, die er benötigt hat, die Ware herzustellen. Eine Stunde Arbeit wird mit zehn
Talenten verrehnet. Möhte nun jemand einen selbstgebakenen Kuhen kaufen,
bezahlt er die vierzig Talente, die der Kuhen kostet, oder stellt dem Anbieter seine
Arbeitskrat für vier Stunden zur Verfügung.
Frau Feustel erzählt mir, dass es den Taushring shon seit über zwanzig Jahren
gibt und fast 300 Leute aus dem Umkreis mitmahen. Ih shaue mih im Ge-
meinderaum um und sehe Leute aus allen Altersgruppen, vom Kind bis zur älteren
Dame. Alle sheinen sih sehr zu freuen, dass ihre Art des Taushens durh meine
Aktion die Chance bekommt, in ganz Deutshland bekannt zu werden. Auh wenn
das Ganze hier vielleiht ein bisshen altbaken rüberkommt, so ist niht zu überse-
hen, wie begeistert alle davon sind, sih kreativ zu betätigen, ihre eigenen »Talente«
einzusetzen. Allerdings wundert mih, wie bürokratish hier alles abläut. Bereits im
Vorfeld des Besuhs musste ih eine oizielle Bewerbung als Taushringmitglied mit
eigener Mitgliedsnummer ausfüllen und den Monatsbeitrag von zwölf Euro bezah-
len. Da mit der Überweisung ofenbar etwas shiefgelaufen ist, fordert mih die Dame
an der Kasse nun auf, den Mitgliedsbeitrag hier zu bezahlen. Eine zweite Dame hält
mir Papiere mit Taushnummern, Talent-Kontonummern und sonstigen Formularen
unter die Nase. So viel oizieller Papierkram für einen einmaligen Besuh auf einer
Taushbörse ist mir ein wenig too muh.
Kurze Zeit später steht Hermann wieder einmal im Mitelpunkt des Interesses. Über
Mikrofon preist Frau Feustel Hermanns Vorzüge an: Fünfgangbetrieb, Rükwärts-
 
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