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hat, lädt mih in seine Zelle ein, die geshätzte aht und gefühlte zwei uadratmeter
groß ist, auf denen sih eine Toilete, ein Bet und ein Fernseher beinden. Durh ein
kleines Giterfenster lässt sih ein Stük Himmel erahnen. Serkan erzählt mir, dass
die Zeit im Knast natürlih niht leiht sei, aber gewisse Annehmlihkeiten wie der
Fernseher, die Arbeit als Monteur und der freundshatlihe Austaush mit seinen
Mitgefangenen würden das Ganze erträgliher mahen. Er berihtet, wie sein Zel-
lennahbar David zu seinem besten Freund geworden ist. Da die Zellentüren täglih
von halb vier bis halb neun abends geöfnet seien, könnten sie so miteinander abhän-
gen. Serkan stellt mir Frank vor. Er ist um die zwanzig und ebenfalls wegen eines
Gewaltdeliktes verurteilt. Frank zeigt mir die Shreinerei, wo er täglih arbeitet, und
redet davon, wie shlimm die ersten Wohen in der Hat gewesen seien, wie seine
Freundin ihn verlassen habe. Aber er erzählt auh, wie der gute Kontakt zu den
Beamten der JVA ihm über die shwierigste Zeit im Knast hinweggeholfen habe. Ih
bin überrasht zu hören, dass das Verhältnis zwishen Wärter und Gefangenen so
vertrauensvoll sein soll. Ih frage nah, ob denn da niht auh viel Misstrauen und
Angst im Spiel seien, aber Frank bestätigt seine Aussage und erzählt von langen
Gesprähen, geduldigem Zuhören, Aufmunterungen, Ermutigungen und vielen Hil-
fsangeboten. Ih bin beeindrukt, shaue aber auh zu den beiden Vollzugsbeamten
im Raum hinüber, die mit vershränkten Armen dastehen und zufrieden niken. Hat
Frank vielleiht soeben versuht, Pluspunkte bei den Wärtern zu sammeln? Ih häte
mih jedenfalls gefreut, wenn dieses Gespräh unter vier Augen häte statinden
können.
Ih mahe mit Frank und Serkan einen kleinen Spaziergang über den Gefängnishof
und fühle mih ein wenig unwohl, da ih niht wirklih zu dieser Welt gehöre, in der
die Inhatierten tagtäglih ihre shwierige Realität meistern müssen. Aber Frank und
Serkan sheinen mir zu vertrauen und erzählen mehr über ihren Alltag. Sie erzählen
von der Anti-Gewalt-herapie, die sie im Knast gemaht haben. Davon, dass sie sih
inzwishen niht mehr so leiht provozieren lassen, was sie auh sofort unter Beweis
stellen, als sie während des Hofgangs von anderen Inhatierten von den Fenstern aus
angepöbelt werden: »Hey, ihr Wihser, was für shwules Zeug labert ihr da?« Serkan
und Franks Gelassenheit ist wirklih vorbildlih.
Auf der anderen Seite des Hofes sehe ih viele Inhatierte, die sih von ihren Zellen
aus durh die vergiterten Fenster hindurh unterhalten, sih Worte zurufen, ohne
sih sehen zu können. Zwishen den Hofmauern hallen die Rufe so, dass nur Wort-
fetzen bei mir ankommen: »Alter!« - »… Matze sagt …« - »Oh Sheiße …«. Der Hof
 
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