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Joseph sheint trotz olympisher Goldmedaille ein ganz normaler und sympathis-
her Typ geblieben zu sein, mit dem man ziemlih gut rumalbern kann. Doh mein
Autrag gebietet mir, wieder ernst zu werden.
Joseph erzählt mir, dass ihn seine Sportkarriere in über fünfzig Länder gebraht
hat und er in so viel andere Kulturen und in Kontakt mit vielen tehnishen
Entwiklungen gekommen sei, die es in Kenia bislang noh niht gibt. Somit hat ihm
der kulturelle Austaush persönlih viel gebraht, und er kann sein Wissen an Leute
aus den umliegenden Dörfern weitergeben, damit zum Beispiel in der Landwirtshat
Fortshrite gemaht werden können.
Ih sehe in seinem Wohnzimmer eine edle Holzshatulle. Darin muss sih die
Goldmedaille beinden, denke ih. Joseph nimmt die Holzshatulle und grinst mih
an. Sie ist leer, keine Medaille. Er erklärt mir, dass sie in der Bank liegt, damit
niemand auf die Idee kommt, sie zu klauen. Auf meine Frage, ob er diese
Goldmedaille jemals eintaushen würde, shütelt er hetig den Kopf. Sie soll seine
Kinder motivieren, auh gute Leistungen zu bringen.
Dann bietet er mir an, einen guten Freund von ihm, der gleih um die Eke wohnt,
zu besuhen. Paul Bitok ist ebenfalls Goldmedaillengewinner bei Afrika-Meister-
shaten und zweimaliger Silbermedaillengewinner bei den Olympishen Spielen 1992
und 1996 über 5000 Meter.
Wir fahren über matshige Lehmpisten zu einem sehr ärmlihen Dorf, an dessen
Rand aufällig große Bauten stehen. Es sind die Mietshäuser von Paul, der sein Geld,
wie viele andere Läufer auh, in Immobilien angelegt hat. Es ist ein ungewöhnliher
Anblik, zwishen den ärmlihen Häusern und Hüten plötzlih fünfstökige Büroge-
bäude zu sehen.
Paul erinnert mih daran, dass er 1992 im 5000-Meter-Finale bei den Olympishen
Spielen auf der Zielgeraden von einem Deutshen geshlagen wurde. Rihtig, die
Goldmedaille gewann damals völlig überrashend Dieter Baumann. Ih kann mih
an die Szene noh sehr gut erinnern, als ih als 15-Jähriger das Finale zu Hause
live am Fernseher mitverfolgt habe, wie so viele andere Deutshe auh. 150 Meter
vor der Ziellinie lag Dieter Baumann auf dem vierten Platz hinter den afrikanishen
Läufern. Es war wohl allen klar, dass unser Mann bei dem kenianishen Staraufgebot
keine Chance hate, zumal die Bestzeiten der Afrikaner um einiges besser waren
als seine eigene. Doh Baumann war bekannt für seinen starken Endspurt, und so
shafte er es auf den letzten fünfzig Metern, durh eine kleine Lüke nah vorne zu
 
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