Biomedical Engineering Reference
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Synthetische Biologie im Spannungsfeld von Forschung,
Gesellschaft und Wirtschaft͗
Von der Notwendigkeit eines interdisziplinären und
ergebnisoffenen Dialogs
Sibylle Gaisser/Thomas Reiß i 1
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Was ist Synthetische Biologie?
Die Synthetische Biologie umfasst ein Bündel von Methoden, Techniken und
Konzepten zur zielgerichteten Veränderung und Generierung von Organismen.
Sie ist ein interdisziplinärer Forschungsansatz, an dem sich neben den Lebens-
wissenschaften insbesondere die Ingenieurwissenschaften, die Chemie und die
Informationstechnologien beteiligen. Die Grundlage der Synthetischen Biologie
ist das Verständnis der einzelnen funktionellen Bausteine einer Zelle auf Ebene
der Gene, ihrer Steuerelemente und Regelkreise. Ein intensiver Austausch der
beteiligten Disziplinen untereinander, die Entwicklung einer gemeinsamen
Sprache und die Verständigung auf gemeinsame Ziele sind wichtige Vorausset-
zungen für die Weiterentwicklung innerhalb der Synthetischen Biologie. Abbil-
dung 1 verdeutlicht das Zusammenspiel der verschiedenen Disziplinen und die
daraus resultierenden Produkte und Anwendungen.
Die Abbildung zeigt, dass die aus der Synthetischen Biologie erwarteten
Produkte im Prinzip denen der klassischen Bio- und Gentechnik entsprechen.
Der Unterschied zwischen der klassischen Gentechnik und der Synthetischen
Biologie ist daher zum einen eher quantitativ zu verstehen. Während in der
klassischen Gentechnik nur einzelne Gene in Empfängerorganismen übertragen
werden, nutzt die Synthetische Biologie dagegen die genetische Information
ganzer Stoffwechselwege, um neue Syntheseprozesse zu konstruieren und de-
ren zielgerichtete Steuerung zu bewirken. Zum anderen strebt sie eine stärkere
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