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wie drastische Nahrungsumstellung, schwere Krankheit oder eine Antibiotika-
behandlung eingetreten sind). Dabei können sich sowohl die Art der Mikroben
als auch die Mengen, in welchen diese vorkommen, stark unterscheiden. Die
Einnahme von Antibiotika kann sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter
einen destabilisierenden Einfluss auf die Mikrobiota haben [11]. Hier ist den
Ärzten ein gewissenhafter Umgang nahezulegen. Es kommt immer noch vor,
dass bei einem viralen Infekt mit Antibiotika behandelt wird, oft auch weil der
Patient irgendeine Form der Behandlung wünscht - obwohl eine solche ergeb-
nislos ist (Antibiotika töten nur Bakterien, keine Viren) - und nicht gerne akzep-
tiert, die Krankheit durch Ruhe auszukurieren. Bei der Art des zu verabreichen-
den Antibiotikums müssen Ärzte und Mikrobiologen verstärkt in Kontakt treten,
da Ersteren die Bandbreite der Antibiotika, die sie verschreiben, nicht immer
bekannt ist. Dies ist jedoch wichtig, um die Darmmikrobiota nicht unnötig zu
schädigen, wenn ein spezifisches Antibiotikum gegen einen bestimmten Krank-
heitserreger verfügbar ist.
Die Änderung der Zusammensetzung der Mikrobiota durch Antibiotika
kann folgenreich sein, da hierdurch z. B. die Besiedlung durch Pathogene mög-
lich wird, die zuvor abgewehrt wurden. Dies vermutet man z. B. im Fall einer
Infektion mit Clostridium difficile [12]. Bei einer Störung des mikrobiellen
Gleichgewichts könnte sich Clostridium difficile übermäßig vermehren und zu
einer lebensbedrohlichen Durchfallerkrankung führen. Die gewöhnliche Be-
handlung einer Clostridium-difficile -Infektion ist der Einsatz spezifischer Antibio-
tika. In einigen Fällen scheitert dies jedoch und die einzige verbleibende Thera-
pie ist, die Darmmikrobiota der Patienten komplett zu erneuern [13]. In diesem
Fall spricht man von Fäkaltransplantation. Zunächst wird der Darm gereinigt
und dann mit Stuhl-Mikrobiota einer gesunden Person neu beimpft. Dieser Vor-
gang führt in über 90 % der Fälle zu einer Heilung.
Inzwischen wurde auch bei anderen Krankheitsbildern eine Therapie mit
Fäkaltransplantation versucht. Probanden, die an Adipositas und erhöhtem
Nüchternblutzuckerspiegel litten, wurde entweder die Mikrobiota von Gesun-
den oder ihre eigene übertragen [14]. Bei den Personen in der Gruppe mit dem
gesunden Transplantat konnte eine signifikante Erhöhung der Insulinsensitivität
festgestellt werden. Die Mechanismen, die hinter den beiden genannten Erfol-
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