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ben. Man grenzt sich auch nicht so krass ab von
der Zentralregierung in Madrid, wie es die Ka-
talanen gerne machen. Als Alicantiner lebt man ja
auch viel dichter am kastilischen Kernland. Im
Zweifel arrangiert man sich, zumal die Menschen
hier lange Erfahrungen mit fremden Zungen und
Herrschern haben.
Hacer puente - eine Brücke bauen
Wie baut man eine Brücke? Benötigt werden zwei Stützpfeiler und
eine Verbindung, ganz einfach. Warum baut man Brücken? Um eine
Lücke - einen Fluss, eine Tiefe - zu über-brücken. Das ist in Spanien
genauso, hier aber baut man auch symbolische Brücken. Hacer
puente heißt es dann, „Brücke machen“. Besser passen würde aber
„Pause machen“ oder noch besser „ein verlängertes Wochenende
einlegen“.
Eine Brücke wird immer dann gemacht, wenn sich ein Feiertag
störrisch, irgendwie quer zur Arbeitswoche stellt. Beispielsweise
Christi Himmelfahrt, das ja nun ungünstig immer auf einen Donners-
tag fällt. Wer die halbe Woche schon geschuftet hat, mit freudigem
Blick auf die kurze Unterbrechung, der würde nur sehr ermattet den
Freitag im Büro überstehen und völlig aus dem Tritt geraten. Was
nicht gut wäre für die Firma. Lieber deshalb gleich eine Brücke bau-
en und erst am Montag erfrischt neu starten.
Eine Brücke kann man aber auch bauen, wenn sich Feiertage ge-
schmeidig ums Wochenende legen wie zu Ostern. Karfreitag ist Fei-
ertag. Die vorhergehende Woche von Palmsonntag bis Ostersonn-
tag zählt zu den wichtigsten christlich-religiösen Phasen. Man spricht
deshalb auch von der Semana Santa, von der „heiligen Woche“. Da
kann man schon mal hübsche Brücken bauen.
Manchmal wird eine Brücke auch ganz pragmatisch gebaut. Fällt
beispielsweise das wichtigste Fest eines Dorfes, das Patronatsfest,
auf einen Mittwoch, herrscht Handlungsbedarf. Mittwoch ist ganz
schlecht! Die Lösung: Verlegung der Feier auf Montag. Dann kann
man eine prima Brücke bauen und am Mittwoch noch einmal feiern.
Selbst als Bürger einer Großstadt kann man schon mal Glück ha-
ben. Eines der wichtigsten Feste in Madrid ist die Fiesta zur Erinne-
rung an den 2. Mai (Der historische Hintergrund ist eher tragischer
Natur und soll hier nicht erklärt werden). El dos de mayo kann aber
zum Glücksfall werden, wenn der 1. Mai, der Tag der Arbeit (Feier-
tag auch in Spanien), auf einen Montag fällt. Dann lohnt es sich
gleich richtig, und man baut eine superlange Brücke. Und wer es
sich leisten kann, sogar den Freitag davor frei zu nehmen, dem sagen
die Spanier nach, der baue keine Brücke, sondern gleich ein ganzes
Aquädukt.
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