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Habaneras -
das kubanische Erbe
Auf den wichtigsten Festen werden sie vorgetragen -
die Habaneras. Das Wort
Habaneras
stammt von dem
Begriff
La Habana
ab, wie die kubanische Hauptstadt
auf Spanisch heißt. Aus heutiger Sicht ist es kaum zu
glauben, aber Kuba galt neben Venezuela jahrzehnte-
lang als Auswandererparadies für Spanier. Tausende
machten sich auf, um in Übersee Geld zu verdienen
und im hohen Alter, nach teilweise 40 Jahren in der
Fremde, zurückzukehren.
Indianos
wurden diese „Gast-
arbeiter“ auch genannt, weil sie in Las Indias arbeiteten.
Damit war natürlich nicht der asiatische Sub-Kontinent
gemeint, sondern Las Nuevas Indias, („Neu-Indien“),
wie
Kolumbus
die neu entdeckte Welt nannte.
Eine Mischung aus Heimweh, Sehnsucht und
Schwermut, gepaart mit Alkohol, ließ die Ausgewan-
derten in den Kneipen von Havanna
traurige Lieder
anstimmen, Habaneras eben. Diese Gewohnheit setzte
sich nach der Rückkehr der Indianos in der spanischen
Heimat fort. Wenn das Wetter zu schlecht war, um auf
das Meer hinauszufahren, trafen sich die Fischer in der
Taverne, saßen traurig herum, ein Glas in der Hand,
und stimmten Lieder an - Fernsehen gab's noch nicht.
In Torrevieja bildete sich schon frühzeitig eine sehr
rührige Vereinigung, die dieses Liedgut pflegte. Ein
dreistimmiger Chor
(Tenor, Bariton und Bass) bildet
die Grundeinheit, begleitet von
Gitarren
und
Akkorde-
on.
Habaneras gehörten in die Kneipen, so die vorherr-
schende Meinung. Dann kam der Tourismus und das
Bild begann sich zu wandeln. So wurden irgendwann
Habaneras zu festen Zeiten gesungen. Und von da an
war es nur noch ein kleiner Schritt bis zu öffentlichen
Auftritten. Das gefiel längst nicht allen, aber der Stein
rollte und konnte nicht mehr gestoppt werden.
Heute finden Auftritte von sehr
professionellen Ha-
baneras-Gruppen
statt, die viele Zuhörer anlocken.
Die Tradition der Habaneras wird übrigens auch hoch
oben an der Costa Brava im Ort Calella de Palafrugell
gepflegt. Zum Gesangswettbewerb reisen deshalb
auch katalanische Gruppen an. Aus den ehemaligen
Kneipengesängen der Auswanderer wurde eine touris-
tische und ökonomische Größe.