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Zwischen der mehrspurigen Çırağan Caddesi und dem Bosporus liegt der ÇırağanSarayı ,
ein maurisch anmutender Palast, heute zum Hotel Kempinski gehörend. Sultan Abdül Aziz
ließ ihn 1874 errichten. Keine zwei Jahre wohnte er darin, dann wurde er ermordet. Sein
psychisch kranker Sohn Murat V. regierte von hier gerade vier Monate. Abdül Hamit II.,
sein skrupelloser Bruder, setzte ihn ab und hielt ihn im Palast für 27 Jahre gefangen. Bleibt
zu hoffen, dass den Gästen des Hotels heute mehr Glück widerfährt.
Gegenüber dem Palast liegt der Eingang zum Yıldız-Park , einem weiten Gelände mit
schönen Spazierwegen, Picknickbänken, alten Pavillons und exotischen Pflanzen - würde
man den Park für Fahrzeuge sperren, wäre er noch attraktiver. Einer Legende nach soll hier
schon der griechische Waldgott Pan seine Flöte ausgepackt haben. Im Westen des Parks
befindet sich der Çadır-Pavillon (Çadır Köşkü) aus dem Jahre 1871, der ein charmantes
Terrassenlokal mit traumhaftem Bosporusblick beherbergt. Schon Sultan Abdül Aziz liebte
es, hier einen Kaffee einzunehmen. Sein Sohn Abdül Hamit II. weniger, er machte den
Pavillon zur Folterkammer für Oppositionelle.
Der Şale-Pavillon (Șale Köşkü) ganz im Norden der Grünanlage erinnert ein bisschen
an ein Schweizer Chalet. Sultan Abdül Hamit II. ließ das zweistöckige Holzschlösschen
im späten 19. Jh. eigens als Luxusunterkunft für seinen Busenfreund Kaiser Wilhelm II.
errichten. 1895 wurde hier die Allianz zwischen Deutschland und dem Osmanischen Reich
geschlossen. Auch später, in republikanischer Zeit, diente der Pavillon noch des Öfteren
als Unterkunft für Staatsgäste, u. a. nächtigten hier Charles de Gaulle, Winston Churchill
und die iranische Kaiserin Soraya. Ein Teil der Räumlichkeiten ist heute der Öffentlichkeit
zugänglich. Das Originalmobiliar ist größtenteils noch erhalten, die Säle und Salons sind
prächtig ausgeschmückt. Am beeindruckendsten ist der Empfangssaal, dessen Boden ein
7,5 t schwerer Hereke-Teppich bedeckt. 60 Frauen knüpften das Stück. Aufgrund seiner
Größe wurde er schon ausgelegt, bevor man die Außenmauern hochzog.
Im Nordosten des Parkes schließlich steht der Malta-Pavillon (Malta Köşkü), ein Lust-
schlösschen, das heute ein schönes Restaurant mit ebenfalls spektakulärer Bosporusaus-
sicht beherbergt. Folgt man von dort der Beschilderung „Yıldız Porselen“, gelangt man
zur gleichnamigen Porzellanfabrik . Die 1895 gegründete Manufaktur produzierte früher
 
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