Travel Reference
In-Depth Information
Der Rundgang führt weiter in die Gemächer der Sultansmutter . Erstaunlicherweise ver-
fügte die uneingeschränkte Herrscherin des Harems über relativ kleine Räumlichkeiten. Je-
doch sind sie mit herrlichen Fayencen und goldverzierten Decken ausgeschmückt.
Nächste Station ist das ganz in Marmor gehaltene Sultansbad mit einem - heute würde
man sagen - kubistisch angehauchten Dach. Es war der einzige Ort im ganzen Serail, in
dem der Sultan alleine war. Um ihn auch hier vor Attentaten zu schützen, wurde das Bad
mit Eisengittern gesichert.
Nachdem man des Herrschers Stehklo passiert hat, betritt man den SaaldesSultans , nicht
nur der größte Raum des Harems, sondern auch einer der schönsten. Hier thronte der
Sultan gemütlich unter einem Baldachin und folgte den tänzerischen Darbietungen sein-
er Haremsfrauen. Die musikalische Begleitung kam von einem Orchester auf der Empore.
Die barocken Ausschmückungen im unteren Teil des Saales stammen aus der Zeit Osmans
III. (1754-57). Der Kuppelbereich wurde im 19. Jh. mit Delfter Kacheln ausgestattet.
Nun betritt man ein kleines, verschwenderisch gekacheltes Vorzimmer. Linker Hand
schließt der Salon Murats III. an, einer der beeindruckendsten Räumlichkeiten des
Harems. Tiefblaue Fayencen mit Kalligraphien wechseln sich reizvoll mit roten Blumen-
mustern ab. Die Kuppel gilt als ein Meisterwerk Sinans. Das Plätschern des Brunnens ver-
hinderte hier - wie im Diwan -, dass vertrauliche Gespräche belauscht werden konnten.
Der dahinter liegende Raum war die Bibliothek Ahmets I. (1603-17); Bücher sieht man
darin keine mehr, jedoch jede Menge kostbarer İznik-Fayencen. Daran grenzt das sog.
Früchtezimmer aus dem 18. Jh., ein Paradebeispiel der Tulpenperiode. Die Wände sind
über und über mit Obst- und Blumenmotiven dekoriert. Sultan Ahmet III. (1691-95)
pflegte hier seine Speisen einzunehmen. Er war ein schwacher Esser, die Bilder sollten
seinen Appetit anregen.
Von dem oben bereits erwähnten Vorzimmer führt rechter Hand ein Durchgang zum Hof
der Favoritinnen. Dabei passiert man den Zugang zu einem Doppelpavillon, der häufig
auch TraktderKronprinzen genannt wird. Anfangs vermutete man, dass hier die Brüder
der jeweiligen Kronprinzen gefangen gehalten wurden. Aber es ist nicht anzunehmen, dass
 
Search WWH ::




Custom Search