Travel Reference
In-Depth Information
Den vierten Hof erreicht man u. a. über die Passage nahe der Schatzkammer. Er ist streng
genommen gar kein Hof, sondern mehr ein terrassenförmig angelegter Garten mit Pavil-
lons. Im Türkischen heißen sie köşkler (Sing. köşk ), woraus sich übrigens das deutsche
Wort „Kiosk“ ableitet. Der Garten wird auch Tulpengarten genannt, da hier zu Zeiten Ah-
mets III. (1703-1730) die berühmten Tulpenfeste stattfanden, die einer ganzen Epoche
ihren Namen gaben. Unter Mahmut II. (1808-39) verkam der vierte Hof zu einem Obst-
und Gemüsegarten, in dem Himbeeren, Melonen und Gurken wuchsen. Letztere liebte der
Sultan überaus. Als ihm eine davon gestohlen wurde und sich niemand zur Tat bekennen
wollte, ließ er die Bäuche seiner Pagen der Reihe nach aufschlitzen, bis man beim siebten
die vermeintlichen Gurkenreste im Magen fand.
Ganz im Osten des vierten Hofes liegt, mit Blick über den Bosporus, der Mecidiye-
Pavillon (Mecidiye Köşkü) aus der ersten Hälfte des 19. Jh. Die Architektur dieses Baus
zeigt mehr europäische Stilelemente als orientalische. Hier befindet sich heute das preis-
gekrönte Restaurant Konyalı . Die vornehmsten Räumlichkeiten werden 08/15-Besuchern
nicht geöffnet, hier werden nur Staatsgäste aus aller Welt bedient. Für Touristen gibt es eine
teuere Konyalı-Selfservice-Theke mit herrlicher Terrasse.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Tulpengartens stehen die schönsten Pa-villons des
vierten Hofes, der Revan-Pavillon (Revan Köşkü) und der Bagdad-Pavillon (Bağdat
Köşkü). Ersterer wurde von Murat IV. 1635 zur Erinnerung an die Eroberung Eriwans ge-
baut. Der zweite und größere entstand drei Jahre später nach der Einnahme Bagdads. Beide
zeigen in ihrem Innern herrliche Fayencen. Dazwischen steht ein Baldachin, 1640 von
Sultan İbrahim errichtet. Unter dem goldverkleideten Bronzedächlein speiste der verrückte
Sultan im Ramadan nach dem langen Fastentag in der Abenddämmerung und verdaute mit
Blick über das Goldene Horn.
 
Search WWH ::




Custom Search