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lachtruf „Nika, nika!“ („Sieg, Sieg!“) äscherten sie innerhalb weniger Tage die halbe
Stadt ein. Nach Verhandlungen ließen sich die „Blauen“ bestechen und räumten das
Feld. 30.000 überraschte „Grüne“ wurden im Hippodrom eingekesselt, niedergemet-
zelt und nach alter Tradition an Ort und Stelle begraben.
Auch nach dem Abriss des Hippodroms behielt der Platz seine Rolle als Schauplatz
blutiger Auseinandersetzungen bei. 1826 ließ hier Sultan Mahmut II. im Zuge seiner
„Militärreform“ 30.000 Mitglieder des aufständischen Elitekorps der Janitscharen
umbringen. Wer heute über das Gelände spaziert, läuft also über ein Massengrab.
Die einstige Pferdewagenrennbahn der Byzantiner, im Jahre 203 von Septimius Severus
errichtet und rund 130 Jahre später von Konstantin ausgebaut, gab es schon Ende des 16.
Jh. nicht mehr. Die Osmanen hatten sie dem Erdboden gleichgemacht und als Steinbruch
verwendet zum Aufbau des Topkapı Sarayı und diverser Moscheen. Nur zwei Obelisken
und eine Säule, um welche die Pferde hetzten, sind übrig geblieben. Das südliche Ende des
At Meydanı dominiert der Obelisk Konstantins VII. Porphyrogennetos . Er ist benan-
nt nach dem Kaiser, der die 32 m hohe Kalkquadernadel unbestimmten Alters im 10. Jh.
restaurieren und mit Bronze verkleiden ließ. Das schmucke Kleid wurde jedoch von den
Kreuzrittern zwei Jahrhunderte später entfernt und eingeschmolzen. Etliche Amateurak-
robaten, die über Jahrhunderte hinweg ihren Mut beweisen wollten, sind verantwortlich für
den heute schlechten Zustand des Obelisken.
Nur wenige Meter weiter steht die rund 2500 Jahre alte Schlangensäule , die sich einst
vor dem Apollo-Tempel von Delphi emporwand. Kaiser Konstantin ließ sie im 4. Jh. nach
İstanbul bringen. Zahlreiche Legenden ranken sich um die heute fehlenden Köpfe der drei
ineinander verdrehten Schlangen. Am häufigsten wird die Geschichte eines betrunkenen
polnischen Gesandten erzählt, der die Köpfe in einer Aprilnacht des Jahres 1700 abgesch-
lagen haben soll. Der Oberkiefer eines Kopfes tauchte Mitte des 19. Jh. wieder auf und
befindet sich heute im Archäologischen Museum.
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