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Nordanatolien bis zum Marmarameer zieht. Zwei Erdplatten, die anatolische und die
eurasische, stoßen hier aufeinander. Daher zittert İstanbul seit eh und je - mal mehr,
mal weniger, mal alle drei Jahre, aber auch mal ein ganzes Jahrzehnt nicht. Eines
der verheerendsten Beben in der Geschichte der Stadt ereignete sich 1509. Es löste
eine gigantische Flutwelle aus, die über die einstigen Seemauern der Stadt einstürmte,
über 100 Moscheen zerstörte und über 10.000 Menschen das Leben kostete. Ein solch
schweres Beben in heutiger Zeit wäre ein Horrorszenario, Wissenschaftler prognos-
tizieren für diesen Fall 50.000 bis 100.000 Tote. Gegen die angekündigte Katastrophe
tut die Stadt nur wenig: Nicht einmal 10 % der Schulen oder Krankenhäuser, die
in den letzten zehn Jahren gebaut wurden, sind erdbebensicher. Stattdessen wurden
schon Orte für Massengräber ausgewiesen … Der Grad der Angst vor einem Beben
spiegelt sich v. a. in der Höhe der jährlichen Investition in die Bosporusmetropole
wider. Nach dem Erdbeben im August 1999 bei İzmit (ca. 100 km südöstlich von
İstanbul, 18.000 Tote) verschwanden zig Projekte in den Schubladen. Vier, fünf Jahre
herrschte Stillstand. Mittlerweile ist die Erdbebenpanik wieder passé. Es wird gebaut
und restauriert wie nie zuvor. Mit den Dubai Towers , zwei Wolkenkratzern, die 300
m in den Himmel ragen werden, soll im Stadtteil Levent gar das vierthöchste Ge-
bäude Europas entstehen. Scheichs aus Dubai wollen dafür 500 Mio. Euro locker
machen - wenn sie wieder flüssig sind. Ein paar Blocks weiter kann man mit dem
entsprechenden Kleingeld bald im İstanbul Sapphire residieren, einem 200 m ho-
hen Wolkenkratzer mit schicken Apartments, einer Shoppingmall, einer Golfanlage in
163 m Höhe und vielem Schnickschnack mehr. Ein weiterer architektonischer Super-
lativ wird mit Autopia in Beylikdüzü entstehen. Ende 2011 sollen dort die Arbeiten
am größten Autohaus der Welt abgeschlossen sein - Showrooms für 2500 Fahrzeuge
auf fünf Etagen, auf dem Dach eine eigene Rennstrecke. Analysten bezeichnen İstan-
bul als eine der attraktivsten Städte Europas, was Investitionen in Industrie-, Logistik-
und Wohnimmobilien betrifft.
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