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Nach dem Krieg wurde das Osmanische Reich unter den alliierten Siegermächten auf-
geteilt, sodass es letztendlich aus nichts anderem als aus Inneranatolien bestand. Italien be-
setzte den Küstenstreifen um Antalya, Frankreich Kilikien, englische Kriegsschiffe kon-
trollierten den Bosporus. Die Griechen, die Ostthrakien erhalten hatten, marschierten zu-
dem mit ihren Truppen von Smyrna (heute İzmir) auf Ankara zu, um ein neues Groß-
griechenland zu schaffen. Der Vormarsch stieß auf erbitterten Widerstand der Türken.
Unter Mustafa Kemals Führung begann ein über zwei Jahre andauernder Befreiungskrieg,
in dessen Verlauf die Griechen aus Anatolien vertrieben wurden. Die anderen Besatzer
bekamen es dabei mit der Angst zu tun und zogen freiwillig ab.
Am 29. Oktober 1923 - heute ein Feiertag - wurde die Türkische Republik ausgerufen,
und zwar in Ankara, der neuen Hauptstadt, vom neu gewählten Staatspräsidenten Mustafa
Kemal, besser bekannt als Atatürk. Zu jener Zeit zählte die gesamte Türkei ca. 13,6 Mio.
Einwohner, in etwa so viel, wie İstanbul heute. Eine neue Verfassung trat in Kraft, die u. a.
die Trennung von Staat und Religion (Laizismus) vorsah. Grundlage des Staates war nun
nicht mehr der Koran, sondern das schweizerische Zivilrecht, das italienische Strafrecht
und das deutsche Handelsrecht.
Bis zu Atatürks Tod wurden unzählige Reformen durchgeführt, welche die Türkei näher
an Europa heranführen sollten: Bildungs- und Schriftreform (Übergang zum lateinischen
Alphabet), Einführung von Familiennamen, Umstellung des Ruhetags von Freitag auf Son-
ntag, gesetzliche Gleichstellung der Frau, Wirtschaftslenkung zur Industrialisierung usw.
Atatürk - Vater der Türken
Atatürks Konterfei grüßt in jedem Büro, Geschäft, Restaurant, verabschiedet sich mit
jeder Note beim Bezahlen - und lähmt den Einfallsreichtum der türkischen Bildhauer,
denn außer für Atatürk-Statuen werden nur selten öffentliche Aufträge vergeben.
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