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Konstantinopel aber blühte noch immer, wurde gar zur reichsten Stadt der Welt, denn die
Kaiser der sog. Komnenendynastie (1081-1204) liebten den Luxus, ließen Paläste und
Klöster bauen und förderten eine liberale Wirtschaftspolitik. Zu den Handelspartnern zählte
die Creme der damaligen Seerepubliken - Venedig, Amalfi, Pisa, Genua - sowie Russland.
Nördlich des Goldenen Horns bildeten die Händler eigene kleine Kolonien. Bereits Mitte
des 12. Jh. sollen dort rund 60.000 Menschen gelebt haben.
Intrigen lösten Ende des 12. Jh. eine Thronfolgekrise aus. 1195 entmachtete Alexios III.
seinen Bruder Isaak II. und ließ ihn inhaftieren. Isaaks Sohn heuerte daraufhin das 4.
Kreuzfahrerheer an und versprach diesem im Falle der Einnahme Konstantinopels und
der Wiedereinsetzung seines Vaters die Rückkehr zur Katholischen Kirche und, was noch
wichtiger war, viel, viel Geld. Die Kreuzfahrer gingen auf das Geschäft ein, eroberten Kon-
stantinopel, doch Alexios hatte sich mit den Reichsjuwelen aus dem Staub gemacht, und
die Rechnung konnte nicht beglichen werden. Die Folge waren mehrtägige Plünderungen.
Was nicht niet- und nagelfest war, wurde mitgenommen, darunter Kunstschätze von uner-
messlichem Wert. Danach lag die Stadt in Trümmern. Das Gros der Einwohner flüchtete.
Die Sieger etablierten das sog. Lateinische Kaiserreich (1204-1261). Patriarchen aus Ve-
nedig bezogen die Residenzen ihrer griechischen Vorgänger und ließen die Stadt vollends
ausbluten. Alles, was aus Edelmetall bestand, wurde eingeschmolzen. Konstantinopel
verkam zu einer Ansammlung verstreuter Siedlungen mit ca. 50.000 Einwohnern, unfähig,
sich zu behaupten.
Die geflohenen byzantinischen Familien sammelten Geld und gewannen schließlich Genua
- damals größter Rivale Venedigs im Mittelmeerhandel - und ein bunt gemischtes Söld-
nerheer zur Rückeroberung Konstantinopels. 1261 konnte dieser Plan verwirklicht werden.
Unter Michael VIII. Paläologos wurde das Byzantinische Reich wiederhergestellt, allerd-
ings in vergleichsweise bescheidenen Ausmaßen; es umfasste nur mehr Teile Thrakiens,
Makedonien und den Peloponnes. Und der Aderlass dauerte an: Zu Beginn des 15. Jh. best-
and das einst so stolze Byzantinische Reich gerade noch aus der Stadt Konstantinopel und
ein paar Dörfern drum herum.
 
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