Databases Reference
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ODMG
Um frühzeitig einen Standard für OO-Datenbanken zu definieren, haben sich
1993 mehrere Personen aus verschiedenen Softwarehäusern zusammengefunden.
Diese Gruppe hat sich den Namen ODMG (Object Database Management Group)
gegeben. Es findet eine Zusammenarbeit mit der OMG (Object Management
Group) statt, die Standards für objektorientierte Methoden für Betriebssysteme
und Netze entwickeln will. Das Ergebnis ist 1993 zuerst veröffentlicht worden.
Die derzeit aktuelle Version 3.0 ist in [Catt00] verfügbar. Dieser Standard ist noch
kein Industriestandard oder gar eine Norm - er soll aber verhindern, dass in eini-
gen Jahren eine Vielzahl unterschiedlicher, nicht miteinander kompatibler Sys-
teme auf dem Markt erscheint. Gegenstände der Standardisierung sind unter
anderem ein objektorientiertes Datenmodell mit einem Typenkonzept, das Kon-
struktoren für komplexe Datenstrukturen wie set, bag, list umfasst sowie die
Bildung von Typhierarchien mit Mehrfachvererbung festschreibt. Es werden eine
Objektdefinitionssprache ODL und eine Sprache zur Datenmanipulation OQL
(Object Query Language) definiert. Ferner wird die Sprachanbindung an C++,
Smalltalk und Java behandelt.
Objektrelationale Datenbanken
Dagegen argumentierten die Vertreter der anderen Linie, dass die Entwicklung der
relationalen Datenbanktechnologie bis zum heutigen Reifegrad Millionen von Ent-
wicklungsstunden gekostet habe, die man nicht einfach auf den Müllhaufen der
Geschichte werfen solle. Schließlich geht es dabei nicht nur um das Speichern und
Wiederfinden von Daten, sondern auch um Konzepte der Datensicherheit, Neben-
läufigkeit, Datenverteilung, unterbrechungsfreien Betrieb 7*24 Stunden lang und
vieles mehr. Hinzu kommt das Argument der »sanften Migration«: Wenn auf der
ganzen Welt Millionen von Anwendungen in Wirtschaft und Verwaltung produk-
tiv genutzt werden, wird es eine neue Technologie, in der die alten Systeme keinen
Bestand mehr hätten, schwer haben, sich durchzusetzen.
Aus diesen Erwägungen ergab sich der Ansatz, vorhandene relationale Daten-
banksysteme um objektorientierte Konzepte zu erweitern; alte Systeme laufen
unverändert weiter. Dieser Ansatz wird »objektrelational« genannt. Er hat in den
SQL-Standard Einzug gehalten und wird von etablierten Anbietern relationaler
DBMS vorangetrieben.
Wir stellen in Abschnitt 9.1 zunächst in Kurzform das objektorientierte Datenbank-
modell vor 1 . In Abschnitt 9.2 behandeln wir die objektorientierten Konzepte, die in
den SQL-Standard aufgenommen wurden. Kapitel 9.3 stellt eine objektrelationale
Fassung unserer Versand-Datenbank vor, wie man sie mit Oracle, Version 9 reali-
sieren kann.
1
Einige Bemerkungen zum objektorientierten Datenmodell finden sich auch in Kapitel 3.3, in
dem wir die objektorientierte »Entwurfssprache« UML behandeln.
 
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