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Hart und wenig ergiebig -
Fischerei in Madeiras Gewässern
Anfang des 21. Jahrhunderts verzeichnete die
madeirensische Statistik ein jährliches Gesamt-
volumen von knapp 14.000 Tonnen gefangener
Fische. 553 Boote wurden aufgelistet, davon nur
165 mit Motorkraft. 1407 Fischer waren offiziell
registriert, das sind nur knapp 0,6 Prozent der
etwa 250.000 Madeirenser - eine erstaunliche
Tatsache für eine Insel.
Betrachtet man die Entwicklung der letzten
20 Jahre, ist die Zahl der Fischer stetig gesun-
ken; 1976 waren es immerhin noch knapp zwei-
tausend. Hinter den trockenen Zahlen verber-
gen sich extrem harte Arbeitsbedingungen und
finanzielle Not, nur die wenigsten Fischer kön-
nen sich eine moderne, effektive Ausrüstung
leisten. Dies soll sich nun durch einen von der
EU bezuschussten Ausbau der madeirensischen
Fangflotte ändern.
Ein Grundproblem des Fischfangs liegt in
der Oberflächengestalt Madeiras. So steil und
schroff die Insel mit über 1800 Metern über den
Meeresspiegel herausragt, so tief setzt sich ihr
unterseeischer Teil bis in 4000 Meter Meeres-
tiefe fort. Folglich gibt es kaum flache Küstenge-
wässer, in denen sich die üblichen Fischschwär-
me wie Sardinen aufhalten. Zudem ist das Meer
sehr nährstoffarm, sodass große Schwärme hier
keine Nahrung finden. Deshalb und wegen der
schroffgezackten Felsenküste in Inselnähe kön-
nen Madeiras Fischer kaum mit Netzen arbeiten.
Sie fangen den Fisch mit Angelleinen - und ge-
messen an dieser doch sehr uneffektiven Me-
thode erscheinen die Mengen, die aus dem
Meer geholt werden, immens.
Der espada, der schwarze Degenfisch, wird
mit mehrere hundert Meter langen Leinen, an
denen bis zu 150 Angelhaken befestigt sind,
aus seinem tiefen Lebensraum gelockt. Jährlich
werden 3500 Tonnen dieses Fisches an Land ge-
zogen.
Den Hauptanteil bildet Thunfisch (atum) mit
knapp 9000 Tonnen, auch er wird mit Angeln
aus dem Wasser geholt. Dazu werden die
Schwärme durch ins Wasser geworfene Köder-
fische angelockt und so lange gereizt, bis sie
hysterisch nach allem schnappen, was sich be-
wegt. Nun werfen die Fischer die Angeln aus
und ziehen Fisch für Fisch ins Boot.
Aussichtspunkt
men, während die Schiffsbauer auf ih-
nen herumklettern, sägen, hämmern
und feilen. Das Knowhow der Werft-
arbeiter von Câmara de Lobos ist weit
über Madeira hinaus berühmt. Hier
wurde ein originalgetreuer Nachbau des
Kolumbus-Schiffes Santa Maria gebaut,
eine der schönsten Attraktionen der Ex-
po 1998 in Lissabon. Heute versieht die
Santa Maria ihren Dienst als Ausflugs-
schiff entlang der Südküste Madeiras.
Eine Treppe führt von der Hafenbucht
hinauf zu jener berühmten Stelle, an der
Winston Churchill malte. Eine Gedenk-
tafel erinnert an den Politiker. Mehrere
Restaurants und Cafés, alle mit „Chur-
chill“ im Namen, verwöhnen ihre Gäste
an diesem historischen Platz mit hüb-
schem Hafenpanorama und köstlichem
frischen Fisch.
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