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Korbschlittenfahrten
se, Fenster- und Torumrandungen - prä-
gen das Gotteshaus. Einige blau-weiße
azulejos neben dem Kirchenportal er-
zählen die Legende von dem Schäfer-
mädchen, dem hier mehrmals die Ma-
donna erschienen sein soll.
Im Inneren ist die Kirche eher
schlicht. Nur ein durch Gitter gesicher-
tes Grab ist links in einer Seitenkapelle
zu erkennen. In einem Sarkophag ruht
dort der letzte Kaiser Österreichs, Karl I.,
der nach dem Ersten Weltkrieg abdan-
ken musste und 1921 in der Quinta
Gordon in Monte Zuflucht fand. Kurz
danach verstarb der lungenkranke Kai-
ser und wurde in Nossa Senhora beige-
setzt. Verständlich, dass die Kirche häu-
fig von österreichischen Monarchisten
besucht wird, verständlich aber auch,
dass man die letzte Ruhestätte des Kai-
sers durch Gitter vor allzu großer Zu-
wendung - und vor Vandalismus -
schützen musste.
Für die Madeirenser hat Nossa Senho-
ra do Monte aber weniger mit den Habs-
burgern als mit allerlei Wunderheilun-
gen zu tun, die durch Fürbitten an die
heilige Jungfrau Maria, die Schutzpatro-
nin Madeiras, bewirkt wurden. Ihre Sta-
tue wird in einem silbernen Schrein in
der Kirche aufbewahrt. Am Marienfeier-
tag, dem 15. August, pilgern Heerscha-
ren von Menschen zur Wallfahrtskirche,
manche bewegen sich auf Knien die gro-
ße Freitreppe hinauf. Viele tragen dabei
aus Plastik, Holz oder Metall nachgebil-
dete Gliedmaßen mit sich, zur Veran-
schaulichung ihrer durch Marias Gnade
geheilten Gebrechen. Wie es sich für
Heiligenfeste auf Madeira gehört, endet
das Ganze mit einer fröhlichen lauten
Feier, bei der kräftig allerlei Gaumen-
freuden zugesprochen wird.
Wer die Freitreppe der Kirche hinunter-
geht, landet an der Abfahrtsstation der
Korbschlitten (carros de cesto), wo die in
weiße Tracht und Strohhüte gekleideten
Herren auf Passagiere warten. Die Korb-
schlittenfahrt ist eine lustige Art, den
Rückweg nach Funchal (Fahrtziel ist
der Stadtteil Livramento) anzutreten,
und macht besonders Kindern Spaß.
± Korbschlittenfahrt, für 2 Personen 30-40 €.
Bevor man sich aber in die Hände der
carreteros begibt, sollte man noch einen
der schönsten Gärten Funchals, den
Monte Palace Tropical Garden, besu-
chen. Der Eingang zu dieser von einem
Privatmann gestifteten Anlage liegt ein
kleines Stück die Straße bergab auf der
linken Seite.
Monte Palace Tropical Garden
Das Monte Palace war das führende Ho-
tel im Villenvorort Monte, in dem jeder
reiche Madeirenser, der etwas auf sich
hielt, eine Villa oder quinta besaß. Das
Hotel schloss um 1930 seine Pforten und
wurde in den 1980er Jahren von José
Bernardo gekauft. Dieser hatte in Süd-
afrika sein Geld gemacht und betätigte
sich nach seiner Rückkehr nach Madeira
als Mäzen. Eines seiner Geschenke an
die Heimatinsel ist der üppige Park des
Monte Palace.
Das ehemalige Hotel ließ Bernardo in
ein Museum mit wechselnden Ausstel-
lungen umbauen, den alten Park mit
thematischen Gärten und Pavillons auf-
werten. So gibt es einen asiatischen Be-
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