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Die meisten Neuerungen im Verkehrswesen
konnten dem Siegeszug des Autos nicht stand-
halten, nur das älteste Transportmittel, die eige-
nen Beine, ist nach wie vor im Gebrauch. Früher
mussten alle Lasten zu Fuß befördert werden,
angefangen bei Zuckerrohr über Wein bis hin zu
Obst und Gemüse. Von den Erntegebieten an
der Nordküste zum Hafen in Funchal waren die
Träger tagelang unterwegs. Heute machen sich
nach der Traubenlese um Santana nur noch aus
Folkloregründen einige barrecheiros auf den
Weg über die Berge, um den frisch gepressten
Wein in Ziegenschläuchen zu den Kellereien von
Funchal tragen. Hinter der nächsten Kurve wer-
den sie aber von Bussen aufgesammelt und in
die Hauptstadt gebracht. Die Bauern dagegen
schleppen Geräte, Saatgut und Ernte immer
noch auf schmalen, steilen Pfaden zu und von
den Terrassenfeldern. Und so ganz verstehen sie
nicht, warum immer mehr Touristen freiwillig
die Strapaze tagelanger Fußmärsche auf sich
nehmen, wenn sie doch ebenso gut mit dem
Auto durch die Berge fahren könnten.
Zwischenzeitlich hat der dichte Autoverkehr
durch geschützte Natur und auf schmalen, dafür
kaum geeigneten Straßen zwei neue Projekte
reifen lassen: Ein Investor hat den Bau einer Seil-
bahn von Funchal nach Monte realisiert - ob-
wohl die madeirensischen Behörden angesichts
der kühnen Zeitplanung lächelnd abgewunken
hatten. Auch die Seilbahn von Monte zum Bota-
nischen Garten ist fertig gestellt.
Absolute Zukunftsmusik ist die Idee eines
österreichischen Managers, eine umweltscho-
nende Magnetschwebebahn um Madeira he-
rum fahren zu lassen. An den Haltepunkten
könnten die Reisenden in Taxen, Mietwagen
oder Busse umsteigen. Dem ewigen Stop-and-
go auf der Küstenstraße wäre damit ein Ende
gesetzt. Doch wer soll so kostenintensive Lösun-
gen finanzieren?
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