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Spielwiese der Prominenz -
berühmte Touristen auf Madeira
Der Run der Reichen und Schönen auf Madeira
begann um die Mitte des 19. Jahrhunderts, ihre
schillerndste Protagonistin war in jener Zeit si-
cherlich die österreichische Kaiserin Elisa-
beth I., kurz Sisi genannt. Sie kam Ende 1860
auf die Insel, um hier eine nicht näher definierte
Krankheit, wahrscheinlich Schwindsucht, zu ku-
rieren. Ein halbes Jahr lebte Elisabeth I. in der
Quinta das Angústias, an deren Stelle sich heute
das futuristisch anmutende Casino von Madeira
erhebt.
Und noch ein österreichischer Monarch ist
schicksalhaft mit Madeira verbunden: Kaiser
Karl I., der nach dem Ersten Weltkrieg 1918 auf
den Thron verzichten musste und 1922 lungen-
krank und weitgehend besitzlos in Monte Unter-
schlupf fand. Im Gegensatz zu Sisi war Karl I. auf
der Blumeninsel keine Heilung vergönnt. Er
starb am 1. April und wurde in der Wallfahrts-
kirche von Monte beigesetzt.
Mit der Eröffnung von Reid's Palace Hotel
1891 war es endgültig schick, den Winter auf
Madeira zu verbringen. George Bernard Shaw
ließ es sich zwischen Dezember und Februar
1924/25 bei Tennis und Tango gut gehen. Wins -
ton Churchill kam im Winter 1950 zum Malen
und erkor den Fischerort Câmara de Lobos zu
seinem Favoriten. 1952 fand Gustaf Gründ-
gens auf Madeira „sein Paradies“. Unerkannt
konnte er durch die Straßen Funchals schlen-
dern und die Tatsache genießen, dass ihn nie-
mand mit seiner Vergangenheit konfrontierte:
„Es ist hier ganz anders als in Italien. Sehr ge-
pflegt, sehr englisch, Insel sehr reich. Keine
Deutschen ...“, schrieb er nach Hause.
Ungefähr zur gleichen Zeit traf ein promi-
nentes Filmteam im Reid's ein: John Huston
und Gregory Peck kamen zu Dreharbeiten für
„Moby Dick“ nach Madeira. Tatsächlich wurden
nur wenige Szenen in den Gewässern um die In-
sel gedreht. Die beiden Jagdfanatiker aber ge-
nossen es offensichtlich, an echten Waljagden
teilzunehmen. „An einem einzigen Tag haben
wir zwanzig Wale getötet ... Wer noch nie einen
Wal in rauer See harpuniert hat, hat nicht wirk-
lich gejagt“, beschrieb John Huston seine Erleb-
nisse nach einem Walfang mit den Fischern von
Caniçal.
Nach dem Siegeszug Fidel Castros 1958 in Ku-
ba verschlug es den Diktator Fulgencio Batista
samt Familie und Hofschranzen ins Reid's, wo sie
mehrere Monate logierten und Unsummen von
Geld verprassten. Auf Madeira munkelte man,
dass der Batista-Clan die enorme Summe von
100 Millionen Britischen Pfund bei der Flucht
aus Kuba mitgenommen hatte.
Parallel dazu investierte man in den
kulturellen Bereich. Museen wurden
erweitert sowie viele der historischen
Häuser und Kirchen hervorragend res-
tauriert und wieder zugänglich ge-
macht. Ein umfangreiches Veranstal-
tungsprogramm, das vom Theater über
klassische Musik bis hin zu Folklore-
festen reicht, sorgt zusätzlich für Unter-
haltung.
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