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An Bord gekeltert - Madeirawein
Der vinho da madeira verdankt seine Entste-
hung angeblich einem Zufall: Seeleute beluden,
so erzählen die „Weinlegenden“, ihre Schiffe auf
Madeira nicht nur mit Essen, sondern auch mit
Wein, der im 15./16. Jahrhundert noch ein ordi-
närer, recht sauer schmeckender Tafelwein war.
Während der Atlantiküberquerung verwandelte
sich der Tropfen, vom Seegang ordentlich ge-
schüttelt, am Äquator erhitzt und dann wieder
stark gekühlt, in einen äußerst wohlschmecken-
den und schier unbegrenzt haltbaren Tropfen.
Schon bald versuchten Madeiras Winzer, diese
äußeren Verhältnisse im Weinkeller nachzuemp-
finden. Die Metamorphose des Weines gelang,
und fortan war der Madeira nicht nur als ein
sehr haltbares und wohlschmeckendes geis-
tiges Getränk bei den Schiffsbesatzungen ge-
schätzt, sondern auch ein begehrtes Tröpfchen
an europäischen Speisetafeln.
Madeira ist ein Verschnitt verschiedener auf
der Insel kultivierter Rebsorten, der in einem
komplizierten Produktionsprozess auf etwa
50 °C erwärmt, vorsichtig abgekühlt und min-
destens 18 Monate gelagert wird. Jede Kellerei
verfährt dabei nach ganz besonderen, geheim
gehaltenen Methoden, die für einen weiteren
Qualitätsunterschied sorgen. Erst am Ende des
Reifungsprozesses wird der Wein in alte Holzfäs-
ser gefüllt. Seine Genese erlebt er in modernen
Behältern aus Edelstahl, in denen die Tempera-
tur leichter reguliert werden kann.
Man unterscheidet Sercial, Boal und Malvasia.
Sercial, der trockenste im Bunde, ist aus der
gleichnamigen Traube gekeltert, die an der
Nordküste um Seixal gezogen wird. Er eignet
sich besonders gut als Aperitif und schmeckt als
einziger Madeira auch Leuten, die es nicht so
mit süßen Tropfen haben. Boal besitzt einen
leicht nussigen Geschmack und mehr Süße. Je
nach Vorliebe kann man ihn als Appetitanreger
oder als Dessertwein goutieren. Malvasia oder
Malmsey, wie ihn die Madeirenser auch nennen,
wird ausschließlich nach dem Essen getrunken
und schmeckt ausgesprochen weich und süß.
Alle großen Winzereien veranstalten in ihren
Verkaufsräumen Verkostungen; einige wie Hen-
riques & Henriques in Câmara de Lobos und die
Wine Lodge in Funchal organisieren auch Füh-
rungen durch die Produktionsanlagen. Wer
nicht unbedingt wirklich hochklassigen Madeira
mit nach Hause nehmen möchte, sollte Preisver-
gleiche anstellen. In den großen Supermärkten
gibt es die Standard-Sorten teils erheblich billi-
ger als in den Kellereien.
Bier
Zum Essen trinkt man einfache Ta f e l -
weine, die meist offen ausgeschenkt wer-
den und nicht die Bezeichnung Madei-
rawein führen. So ist zu unterscheiden
zwischen Madeirawein und Wein aus
Madeira.
Auch das auf der Insel gebraute Bier (cer-
veja), das unter dem Markennamen
„C oral“ vertrieben wird, ist nicht zu ver-
achten. Nur Touristen trinken Bier zum
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