Civil Engineering Reference
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Die folgenden Abschnitte stellen die verschiedenen heute gebräuchlichen
Lösungskonzepte vor und umreißen kurz deren wichtigste Aspekte.
4.3.1 Tonalarmierung
Heute versucht man, die regional und teilweise sogar von Gebäude zu Gebäude
variierenden Bedeutungen der Tonalarmierung durch Klangmuster zu unter-
scheiden (kontinuierlicher Ton, Intervalle usw.). Trotz allem bleiben stets
Zweifel, was denn nun für ein Alarm ausgelöst ist. So ist beispielsweise in
Schweden ein 30-Sekunden-Dauerton das Entwarnungssignal, währenddessen
der Dauerton in England das Signal zur Evakuierung ist. Hinzu kommt die nati-
onal geprägte Ausgestaltung der Landesnormen. So haben einzelne Länder bis
zu drei verschiedene Tonmuster, die alle genormt sind. Internationale Anbieter
von Brandmeldeanlagen sind meist in der Lage, die verschiedenen nationa-
len Anforderungen durch entsprechende Koniguration derselben Zentrale zu
erfüllen. Dies ist z. B. wichtig, wenn international tätige Unternehmen in den
verschiedenen Ländern eine möglichst identische Infrastruktur wünschen.
Ein weiteres Problem der Tonalarmierung stellen gesellschaftliche Ver ände-
rungen dar. Beispielsweise die Abkehr der Gesellschaft von der Befehls-
orientierung hin zur Individualisierung, zu Menschen, die sich am ehesten
motivieren lassen, wenn sie Begründungen hören und aus Überzeugung
handeln können. Oder Veränderungen in der Anspruchshaltung, wie die
Selbstverständlichkeit von Komfort und Sicherheit.
Versuche mit zufällig ausgewählten Personen haben ergeben, dass Alarmglocken
oder Sirenen nicht in der Lage sind, die Gebäudenutzer zum sofortigen Verlassen
des Gebäudes zu bewegen. Wenn überhaupt eine Reaktion erzeugt wurde, so
vergingen bis zu zehn oder mehr Minuten, bevor sich die Versuchspersonen für
den Alarm zu interessieren begannen. Zeit, die unter Umständen entscheidend
ist. Deshalb ist eine gute und laufend wiederholte Mitteilung für das Personal
bzw. den Gebäudenutzer eine unbedingte Voraussetzung für den Einsatz von
Tonalarm.
Der Kostenfaktor solcher periodischer Instruktionen darf keinesfalls unter-
schätzt werden. So übertreffen die Gesamtkosten der ursprünglich günstigeren
Tonalarmierung im Verlauf der Jahre die Gesamtkosten der Sprachalarmierung,
die darüber hinaus noch über Zusatznutzen wie Hintergrundmusik und
Sprachdurchsage-Möglichkeit verfügt.
Somit gibt es eigentlich nur einen Grund, sich auf klassische Tonalarmie-
rung zu beschränken: das Budget der Gebäudeerstellungsphase. Kommt aus
Geldgründen nur die Tonalarmierung in Frage, so sind Multifrequenzsignal-
geber, die einen aus verschiedenen Frequenzen zusammengesetzten Ton gene-
rieren, für hörbehinderte Personen vorteilhaft.
Der zu erreichende Schallpegel muss die Umgebungs-Geräuschkulisse um
ca. 10 dBA übertreffen, damit sichergestellt ist, dass die Personen den Alarm
auch hören. Um überhaupt Aufmerksamkeit zu generieren, ist eine minimale
Lautstärke von 65 dBA notwendig, meist wird aber der Einfachheit halber in
Bürogebäuden ein einheitlicher Schalldruck von 85 dBA vorgesehen.
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