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Im Osten des Landkreises Pärnumaa
erstreckt sich der rund 40.000 Hektar
große Nationalpark Soomaa („Moor-
land“), der in den Kreis Viljandimaa
hineinreicht und für seine großen
Moore, Wälder und Auen bekannt ist.
In dem Gebiet sind 524 Pflanzenarten
und 172 Vogelarten zu Hause, darun-
ter Adler, Schwarzstörche und Krani-
che, die sich auch auf dem Logo des
Nationalparks wiederfinden. Zu den
46 verschiedenen Säugetierarten, die
hier ansässig sind, gehören Biber, El-
che, Wölfe, Luchse und Bären.
Das wohl nasseste Gebiet Estlands
wurde 1993 unter Schutz gestellt und
umfasst bis zu acht Meter tiefe Moore,
die von zahlreichen Flüssen durch-
schnitten werden. Mehrmals im Jahr
ist die Landschaft zu großen Teilen
überflutet. Dies rührt daher, dass die
Wasserpegel der Flüsse stark variieren
und die flache Landschaft ein schnel-
les Abfließen verhindert. Bis zu fünf
Meter hoch steigt der Pegel in der von
den Einwohnern „fünfte Jahreszeit“
genannten Hochwasserperiode im
Frühjahr nach der Schneeschmelze.
Das größte Flutgebiet befindet sich in
der Nähe des Ortes Riisa und dehnt
sich auf 110 km 2 aus.
Die Bau- und Lebensweise der Ein-
wohner hat sich im Laufe der Jahrhun-
derte den natürlichen Gegebenheiten
angepasst. Typisch für die Region sind
Haabjas, aus Espenstämmen gefertig-
te Einbäume, die in der „fünften Jah-
reszeit“ oft das einzige Fortbewe-
gungsmittel waren. Noch heute ist die
junge Generation bemüht, die Herstel-
lung dieser traditionellen Gefährte
fortzuführen, und auch Touristen sind
eingeladen, im Einbaum - stehend
und mit einem langen Paddel ausge-
rüstet - die Wasserstraßen Soomaas
zu erkundigen.
Ebenfalls charakteristisch für die Ge-
gend sind und waren Hänge- und Stel-
zenbrücken. Nahezu jeder Bauernhof
hatte sich auf diese Art einen eigenen
Zugang errichtet, wobei die Stelzen-
brücken nur im Sommer aufgestellt
wurden, da sie im Winter und zur Flut-
zeit vom Wasser mitgerissen worden
wären. Stelzenbrücken gibt es heute
nicht mehr, aber klassische Hänge-
brücken findet man noch in den Or-
ten Läti bei Tipu, Aesoo, Jõesuu und
Viira sowie am Fluss Raudna zwischen
Riisa und Sandra. Es kann ein höchst
abenteuerliches Vergnügen sein, auf
derartige Weise von einem Ufer ans
andere zu gelangen.
Die Zahl der Einwohner hat im Laufe
der Zeit - wohl nicht zuletzt aufgrund
der schwierigen natürlichen Bedingun-
gen - immer mehr abgenommen. Ar-
chäologische Funde aus der Stein- und
Bronzezeit weisen auf frühe menschli-
che Anwesenheit hin. Die erste schrift-
lich belegte Besiedlung datiert auf das
Jahr 1599. Anfang des 20. Jh. lebten
noch rund 1000 Menschen in dem
Gebiet, das heute den Nationalpark
bildet. Jetzt sind es nur noch etwa 75.
Lediglich zwei Schotterstraßen füh-
ren durch das Gebiet. Das Besucher-
Im Soomaa-Nationalpark
 
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