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sechs toskanischen Säulen dominierte
Universitätsgebäude (Ülikooli 18) er-
hebt. Es wurde von
Johann Wilhelm
Krause
(1757-1828) entworfen und
1802 eingeweiht, doch die Geschichte
der Universität reicht weiter zurück.
1632 von Schwedenkönig
Gustav
Adolf II.
(1594-1632) errichtet, galt die
„Academia Gustaviana Dorpatensis“
damals wie heute als wichtigste Lehr-
anstalt des Landes. Bis auf kleinere Un-
terbrechungen bestand sie zunächst
bis 1699 und wurde aufgrund der Un-
ruhen im Land dann nach Pärnu ver-
legt, wo sie bis 1710 ihren Betrieb auf-
rechterhielt. 1802 wurde sie von Zar
Alexander I.
wiedereröffnet.
Trotz der Zugehörigkeit zum Russi-
schen Reich lehrte man bis 1895 in
den Vorlesungssälen in deutscher
Sprache (danach auf Russisch und erst
ab 1919 auf Estnisch). Im 19. Jh. ent-
wickelte sich Dorpat, wie Tartu damals
noch hieß, zu einem bedeutenden
Wissenschaftszentrum des Russischen
Reiches. Der Botanische Garten, das
Observatorium und das Universitäts-
klinikum entstanden.
Die
Universitätsbibliothek
verfügt
bis heute über mehr als zwei Millionen
deutschsprachige Bände, von denen
viele aus dem 18. und 19. Jh. stam-
men.
Karl Ernst von Baer
, der 1827 die
Eizelle der Säugetiere entdeckte, und
Alexander Schmidt
, der sich mit der
Blutgerinnung beschäftigte, gehörten
zu den Lehrenden der Universität. En-
de des 19. Jh. beseitigte die Russifizie-
rung die liberalen Tendenzen, doch
zuvor war bereits das estnische Natio-
nalbewusstsein an der Alma Mater er-
wacht. 1869 fand das erste estnische
Sängerfest
in Tartu statt.
Zu den bedeutendsten Lehrenden
jüngerer Zeit gehört beispielsweise
der Semiotiker
Juri Lotman
. Die meis-
ten Mitglieder der Regierung und die
bekanntesten Schriftsteller, Wissen-
schaftler und Intellektuellen Estlands
haben hier studiert. Schwerpunkte
sind
Gentechnik
und
Laseroptik, Um-
welttechnologie
und
Philologie.
Im imposantesten Raum der Univer-
sität, der über zwei Stockwerke gehen-
den
Aula,
die mit Säulen und einer
umlaufenden Empore geschmückt ist,
finden neben universitären Zeremo-
nien und Vorlesungen auch Konzerte
und Feierlichkeiten statt. Im Südflügel
befindet sich das
Kunstmuseum
der
Universität mit Nachbildungen antiker
Skulpturen.
Kunstmuseum der Tartuer Universität,
Ülikooli 18, Tel. 7375384,
www.ut.ee/artmu
seum, Mo-Fr 11-17 Uhr, am Wochenende
auf Voranmeldung.
Denkmal Jaan Tõnisson
Gegenüber der Universität ist in
dem Eckhaus an der Ülikooli/Gildi-
Straße die Tartuer Redaktion der re-
nommierten estnischen
Zeitung „Pos-
timees“
untergebracht. Auf der ande-
ren Straßenseite erinnert ein Denkmal
an den ehemaligen Besitzer und Chef-
redakteur,
Jaan Tõnisson
. Der 1868 ge-
borene Tõnisson war auch Premiermi-
nister des Landes und wurde 1940 von
der Okkupationsmacht verhaftet.
Brunnen am Rathausplatz
und Johanniskirche