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stammt und heute einen Teil der
Kunsthochschule beherbergt.
Den wohl schönsten Blick auf Gas-
sen und Plätze, Speicher und Gilde-
häuser, Kirchen und spitzgiebelige
Dächer hat man von den zwei Aus-
sichtsplattformen des Dombergs.
Hier drängeln sich Touristen aus aller
Welt, um einen Blick bis hin zur Ost-
see zu erhaschen, bevor sie sich - ein-
gekeilt zwischen Postkartenverkäufern
und Straßenmusikern - den Schönhei-
ten des Dombergs zuwenden.
Eine der Plattformen liegt nicht weit
vom Haus der Estländischen Ritter-
schaft entfernt. Man folgt entweder
der Toom-Rüütli-Straße oder der Koh-
tu-Straße. Letztere führt an weiteren
Adelshäusern aus dem 19. Jh. vorbei.
Das ehemalige Haus der Familie von
Uexküll (Kohtu 4) beherbergt heute
die finnische Botschaft. Im Innenhof
des Hauses Kohtu 6, das der Familie
von Ungern-Sternberg gehörte und
vom Architekten Martin Gropius
(Großvater von Walter Gropius ) erbaut
wurde, erinnert eine Gedenktafel an
die deutsche Kulturselbstverwal-
tung, die hier zur Zeit der ersten estni-
schen Unabhängikeit ihren Sitz hatte.
Das Gebäude Nr. 8 gehört zu den
schönsten klassizistischen Bauwerken
Tallinns und wurde von Karl Ludwig En-
gel , einem Schüler Schinkels, für die Fa-
milie von Kaulbars erbaut. Da das Ge-
bäude am Hang des Dombergs liegt,
ist die der Stadt zugewandte, von hier
aus gesehen hintere Seite repräsenta-
tiver als die vordere. Sie ist mit sechs
ionischen Säulen geschmückt. Einen
Blick erhascht man von der Pikk jalg.
Am Ende der Straße biegt man
rechts um die Ecke und gelangt zu der
Plattform, wo man hervorragend Fotos
von der Unterstadt schießen kann.
Von hier aus geht es weiter zur zwei-
ten Aussichtsplattform ganz im Nor-
den des Dombergs an der Patkul-Trep-
pe. Dort eröffnet sich der Blick über
den Hafen, die Stadtmauer und die
Olaikirche. In unmittelbarer Nähe be-
findet sich das Stenbockhaus.
Stenbockhaus
Im nördlichen Teil des Dombergs
befindet sich das sogenannte „Sten-
bockhaus“, der Regierungssitz des
Landes. Ursprünglich wurde es Ende
des 18. Jh. als Gerichtsgebäude und
Gefängnis errichtet. Da der russische
Staat, der den Bau in Auftrag gegeben
hatte, jedoch nicht für die Kosten auf-
kam, beschloss der Erbauer, es statt-
dessen als Wohnhaus für seine Familie
zu nutzen. Nachdem Estland Anfang
der 1990er Jahre wieder seine Unab-
hängigkeit erlangt hatte, wurde das
Stenbockhaus Sitz der Regierung. Hin-
ter der frühklassizistischen Fassade
geht es sehr modern zu, schließlich bil-
den die Regierungsmitglieder die erste
„E-Regierung“ der Welt, die vollkom-
men ohne Papier und Aktenberge aus-
kommt.
An der Fassade des Gebäudes erin-
nert eine Gedenktafel an jene Politi-
ker, die am Ende der ersten estnischen
Unabhängigkeit bei der Okkupation
ermordet wurden bzw. danach als ver-
schollen galten.
 
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