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Bier - das lettische Nationalgetränk
Kein anderes Land im mittleren Osteuropa
außer Tschechien besitzt eine Biertradition,
die auch nur annähernd an die lettische
heranreichen würde. Dies ist sicherlich
auch auf den Jahrhunderte währenden
deutschen Einfluss zurückzuführen. Beson-
ders die deutschstämmigen Geistlichen,
die seit dem 13. Jh. einwanderten, brach-
ten der lettischen Bevölkerung nicht nur
das Christentum, sondern auch das Bier-
brauen und -trinken nahe. Letzteres dürfte
im Vergleich zum Christentum auf weniger
Widerstand gestoßen sein, denn das Bier
entwickelte sich schnell zum Nationalge-
tränk - was es bis heute geblieben ist. Eine
Veröffentlichung spricht von 18 registrier-
ten Brauereien im Lande, doch mehrere
Dutzend Sorten sind im Verkauf, die meis-
ten davon nur im regionalen Vertrieb.
Natürlich ist es fast eine Selbstverständ-
lichkeit, dass die Mehrheit der Biere dem
Reinheitsgebot entspricht und weder pas-
teurisiert ist noch aus anderen Zutaten als
Wasser, Malz und Hopfen besteht. Man
kann nun trefflich über die verschiedenen
Geschmacksrichtungen der jeweiligen
Marken fachsimpeln. Tatsache dürfte sein,
dass die lettischen Biere ein wenig malzi-
ger schmecken als etwa die deutschen
oder tschechischen. Vielleicht liegt dieser
Eindruck aber auch nur an dem viel Malz
enthaltenden, dunklen lettischen Brot, das
man so hervorragend zum „kühlen Blon-
den“ essen kann, ohne zu fettigen und sal-
zigen Chips greifen zu müssen.
Was anderen Völkern ihr Wein, ist den
Letten ihr Bier - daher gibt es statt Honig-
wein auch Honigbier (Medalus). Traditio-
nell gab man beim Brauen auch gelegent-
lich Wacholderbeeren oder Wermut in die
Mischung, um den Geschmack zu verfei-
nern und zu bereichern - ein sehr früher
Vorläufer der heute so beliebten „flavoured
beers“.
Obwohl auch in den Nachbarstaaten
Lettlands gern und viel Bier getrunken
wird, haben sowohl Litauen und Estland als
auch Russland und Weißrussland weniger
eigene, hochwertige Biersorten vorzuwei-
sen. Auch in diesem Bereich behauptet das
kleine Lettland seine Eigenständigkeit: Zwi-
schen 15 und 20 Millionen Liter des Ge-
tränks flossen in letzter Zeit pro Jahr durch
lettische Kehlen. Nicht alle Hersteller je-
doch sind immer noch lettische Firmen. So
geriet die älteste Brauerei des Landes im
Stadtzentrum von C™sis schon vor Jahren
in finnischen Besitz.
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