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chen Namen trägt wie die oben be-
schriebene evangelische Kirche, nur
dass hier der Zusatz „Kathedrale“ ge-
setzt wird. Bestimmt einen halben Ki-
lometer fährt oder geht man auf sie zu
und sieht ihre goldenen Zwiebeltürme
glänzen - umso mehr, als die Kirche
gerade restauriert wurde. Nicht nur
von der Imantas iela aus, an deren En-
de sie liegt, ist sie sichtbar, sondern
wie das Symbol von Karosta aus allen
vier Himmelsrichtungen.
Ein Blick ins Innere ist nicht nur all je-
nen vorbehalten, die sich während ei-
ner Messe unauffällig (und mit ange-
messener Kleidung) hineinschleichen
können. Offizielle Besichtigungen sind
ebenfalls möglich. Auch innen ist das
Gotteshaus prachtvoll mit viel Gold-
schmuck und zahlreichen schönen, al-
ten Ikonen ausgestattet.
Karosta
Mit dem Zentrum hat man in Liep…-
ja bestenfalls die Hälfte der Attraktio-
nen gesehen. Der russische Stadtteil
Karosta sollte unbedingt entdeckt wer-
den. Aus Vecliep…ja (Alt-Liep…ja) geht
es nördlich durch ein neueres, indus-
triell geprägtes Gebiet und über einen
weiteren Kanal hinweg (mit dem Auto
macht man einen recht großen Bogen
nach rechts, um zur nächsten Brücke
zu gelangen) nach Karosta.
Das Viertel, das als eigene Stadt ge-
dacht war und der Stolz des zaristi-
schen Russlands sein sollte, wirkt auf
den ersten Blick ziemlich herunterge-
kommen. Einige der großteils weißen
Wohnblöcke sind verlassen und ver-
rotten zusehends. Die meisten sind
bewohnt und wirken mit ihren schmud-
deligen Fassaden und der vor den
Fenstern oder auf den kleinen Balkons
aufgehängten Wäsche eher ärmlich.
Die Straßen sind löchrig und statt mo-
derner Supermärkte dominieren klei-
ne Läden das Bild. Genau so könnte es
hier auch zu Sowjetzeiten vor zwanzig
oder dreißig Jahren ausgesehen ha-
ben - einmal abgesehen von den all-
gegenwärtigen Handys und einigen
neuen Autos.
Dies alles klingt nicht besonders viel-
versprechend, wenn auch diese Zeit-
reise sehr spannend sein kann. Doch
plötzlich tut sich der Blick auf und ei-
ne prächtige, monumentale orthodo-
xe Kirche strahlt am Ende der breiten
Straße: die Dreifaltigkeitskathedrale
(Sv. Tr¦svien¦bas katedr…le, B…riðu
iela 9, Eintritt frei, Spende erbeten),
die verwirrenderweise fast den glei-
Gefängnis Karosta
Sowjetnostalgie der etwas anderen
Art bietet sich im ehemaligen kommu-
nistischen Gefängnis von Karosta, in
dem aus dem dunklen, abstoßenden
Ort voll schlechter Erinnerungen eine
Touristen-Attraktion gemacht wurde:
Mit dem nötigen Maß an Augenzwin-
kern wird eine „realitätsnahe“ Führung
durch das von außen eher unschein-
bar aussehende rote Backsteingebäu-
de angeboten. Als sowjetische Wa-
chen verkleidete Männer machen die
Besucher aus dem In- und Ausland für
die Zeit der Führung zu Gefangenen.
Man lässt sich anbrüllen, nimmt Befeh-
le entgegen, lernt seine persönliche
Zelle ebenso kennen wie den Rest des
Gefängnislebens. All dies frei nach
 
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