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Die tragische Legende der Rose von Turaida
Unterwegs zur Burg Turaida führt der Weg
an einer bescheidenen evangelischen Kir-
che aus dem Jahr 1750 vorbei, einer der äl-
testen Holzkirchen in Lettland. Sie ist nicht
nur ein Teil des Burgmuseums: Zweimal im
Monat werden hier immer noch Messen
abgehalten. Neben der Kirche liegt ein mit-
telalterlicher Livenfriedhof. Doch ein ein-
zelnes, symbolisches Grab zieht die gesam-
te Aufmerksamkeit auf sich: das der Rose
von Turaida. Hier liegen immer neue Blu-
men, meist von frisch vermählten Paaren
gebracht. Auf dem Grabstein stehen die
Jahreszahlen 1601-1620.
Die Rose von Turaida war ein wunder-
schönes Mädchen namens M…ja. Sie wies
viele Verehrer ab, die um ihre Hand anhiel-
ten. Doch als sie 19 Jahre alt wurde, ver-
liebte sie sich in den jungen Gärtner Viktor
aus der Umgebung von Sigulda. Die bei-
den wählten eine Höhle in der Nähe als ihr
kleines Liebesnest. Wie groß aber war sei-
ne Verzweiflung, als Viktor seine Liebste ei-
nes Tages mit durchschnittener Kehle in
der Höhle vorfand. Es stellte sich heraus,
dass der junge polnische Offizier Adam Ja-
kubowski, der in der Burg diente, die Tat
begangen hatte. Er war ebenfalls unsterb-
lich in das Mädchen verliebt gewesen und
raste vor Eifersucht. Er schleppte M…ja, die
seine Avancen abblockte, zur besagten
Höhle und wollte Gewalt anwenden. Da
präsentierte M…ja in ihrer Not Jakubowski
ein Tuch, das ihn angeblich vor jeglicher
Verletzung durch ein Schwert schützen
sollte. M…ja wollte die Wirkung des Tuches
an sich selbst demonstrieren. Der Offizier
schlug zu - und das Mädchen stürzte leb-
los zu Boden. Der schockierte Totschläger
rannte in den Wald und erhängte sich an
einem Baum.
Über viele Jahre wurde diese Geschichte
als romantische und herzzerreißende Le-
gende betrachtet. Doch im 19. Jh. änderte
ein sensationeller Zufallsfund im Keller des
Schlosses von Riga diese Auffassung: Es
tauchten Dokumente über einen Mordpro-
zess in der Gutmannshöhle bei Turaida auf.
Vielleicht steckt also doch eine Portion
Wahrheit in dieser Legende?
land und sogar im gesamten Baltikum.
Dort soll sich die junge M…ja, die „Ro-
se von Turaida“, mit ihrem Geliebten
getroffen haben und dort starb sie
auch tragisch (siehe Exkurs). Eine wei-
tere Legende verbindet sich mit dieser
Höhle: Ein Wunderheiler soll hier einst
gewirkt haben - und zwar noch zu
Zeiten, als die deutsche Sprache in
dieser Region dominierte. Daher die
Bezeichnung „Gutmannshöhle“ (auf
Lettisch abgewandelt Gutmana ala).
Dieser Begriff ist mit der Gegend so
verwurzelt, dass Versuche, einen letti-
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