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sprachigen Kreuzritter erbauten die
Ziegelfestung Segewold am linken
Gauja-Ufer, um die Grenze zum bi-
schöflichen Gebiet um Riga abzusi-
chern. Es entstand ein kleines Händ-
lerdorf mit Ziegelsteinkirche rund
um die Festung. Ab 1266 gab es eine
christliche Kirchengemeinde. Es folgte
eine Zeit relativer Ruhe, in der sich die
Siedlung vergrößerte.
Während des Livländischen Krieges
(1558-83) wurde Sigulda gleich zwei-
mal von russischen Truppen unter
dem für seine Brutalität gefürchteten
Zaren Iwan dem Schrecklichen einge-
nommen. Der letzte Ordensmeister
Gotthard Kettler wandte sich 1561
hilfesuchend an das Königreich Polen-
Litauen. Das gesamte Livland fiel da-
raufhin an die Doppelmonarchie, Si-
gulda wurde Provinzhauptstadt. Doch
nur kurze Zeit später, zu Anfang des
17. Jh., tobte der Polnisch-Schwedi-
sche Krieg für lange 29 Jahre. Auch Si-
gulda war betroffen. Die Burg diente
nun nicht mehr als Festung, sondern
wurde zum Adelssitz. Mehrere Ne-
bengebäude wurden hinzugefügt, zu-
letzt 1881 ein Wohngebäude, das den
Namen Neue Burg erhielt.
Sigulda verlor für lange Zeit seine
strategische Bedeutung und es wurde
ruhig um die Region, die Ende des
18. Jh. unter die Kontrolle des russi-
schen Zarenreiches geriet. Im 19. Jh.
wurden eine große Straße von Riga
nach Pleskau (russisch: Pskov) und ei-
ne Eisenbahnstrecke von Riga in die
estnisch-lettische Grenzstadt Valka ge-
baut - plötzlich war Sigulda wieder
mitten im Geschehen. Die Russen er-
kannten die einzigartig schöne Lage
der Region und machten Sigulda zu
einem Erholungsgebiet für Menschen
aus weiten Teilen des Zarenreiches.
Wanderungen, Rodelfahrten, Schloss-
und Höhlenbesichtigungen zogen be-
reits damals die Privilegierten an, die
sich die lange Reise aus den Tiefen
Russlands leisten konnten. Der Ort sah
mit den Hügeln und den vielen
schmuckvollen Holzhütten ähnlich
aus wie ein Städtchen in den Schwei-
zer Alpen.
Doch während des Ersten Welt-
kriegs wurden viele Häuser zerstört. In
der kurzen Zwischenkriegsperiode
der lettischen Unabhängigkeit stellten
die Bewohner ihren Ort wieder her.
Erst in dieser Zeit, 1928, erhielt Si-
gulda erstmalig Stadtrechte zugespro-
chen. Die Burg wurde konfisziert und
einer Schriftsteller- und Journalisten-
vereinigung als Sitz zur Verfügung ge-
stellt. Während des Zweiten Weltkrie-
ges wurde die Stadt erneut schwer be-
schädigt: Der Bahnhof, die Gauja-Brü-
cke, die Freilichtbühne und viele wei-
tere Bauwerke fielen den Angriffen
zum Opfer.
Nach dem Krieg wurde Sigulda für
Verwaltung, Kultur und Wirtschaft zur
Hauptstadt der Gauja-Region. Indus-
trie siedelte sich an. Das auf der ande-
ren Gauja-Seite liegende Krimulda
und Turaida gehörten nun zur Ge-
meinde. Seit 1969 verkehrt die Seil-
bahn über den Fluss nach Krimulda.
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