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tenlinie neben dem damals schon
wichtigen Riga eine besondere Be-
deutung besessen hätte. Die Gegend
gehörte nicht zur von Bischöfen re-
gierten Stadt Riga, sondern zum liv-
ländischen Ordensstaat. Nur lang-
sam entstanden kleine Fischerdörfer.
Erst Mitte des 17. Jh. begann eine
neue Entwicklung, als das Dorf Sloka
ins Blickfeld des kurländischen Her-
zogs Jakob geriet. Vom 16. bis zum
späten 18. Jh. gehörte die Region
nämlich zum Herzogtum Kurland. In
Sloka entstand die erste Kirche und
mehr Menschen siedelten sich an, ob-
wohl die Zahl für heutige Verhältnisse
mit einigen Hundert immer noch sehr
klein blieb.
Es dauerte aber bis zur Einverlei-
bung Lettlands ins russische Zaren-
reich, dass die so malerisch an der Ri-
gaer Bucht gelegenen Dörfer endlich
als potenzielle Badeorte ins Visier ge-
nommen wurden.
Wurde der Lebensunterhalt der Be-
wohner bis dahin fast allein vom Fisch-
fang und der Fischräucherei bestritten,
so krempelte sich die Gesellschaft im
Laufe des 19. Jh. komplett um und der
Tourismus trat immer mehr in den Vor-
dergrund. Zunächst lag der Schwer-
punkt aber auf dem Kur- und Hei-
lungsaspekt: Die im Krieg gegen Na-
poleons Truppen verwundeten russi-
schen Soldaten erholten sich bei den
Fischern zu Hause. Auch die Zarin
Katharina die Große soll ein Bad in
J©rmala genommen haben.
Schon 1844 begann ein Dampf-
schiff den regelmäßigen Passagierver-
kehr von und nach J©rmala, weitere
Verbindungen nach Riga und auch
Jelgava folgten bald. Noch vor Beginn
des 20. Jh. entstand ein großer Teil der
heute noch existierenden Infrastruktur:
Kur- und Badehäuser sowie Unter-
künfte für Gäste wurden gebaut - die
meisten davon aus Holz. Ein guter Teil
dieser Holzarchitektur ist noch heute
in den Dörfern präsent - etwa an der
Promenade von Bulduri. Meerwasser
wurde gesammelt und in Wannen er-
wärmt. Ein Bad darin sollte die ver-
schiedensten Leiden mindern und
Krankheiten heilen.
Auch der Strand selbst blieb natür-
lich nicht ungenutzt. Allerdings durf-
ten Männer und Frauen nur getrennt
zu verschiedenen Zeiten ans Wasser.
Später wurde die Separation aufgeho-
ben. Es mussten aber die von alten Fo-
tos bekannten, kuriosen Ganzkörper-
Badeanzüge getragen werden.
Erst 1920 wurde der Name J©rmala
erstmals öffentlich aus Anlass der Ver-
gabe von Stadtrechten verwendet, al-
lerdings noch unter der Bezeichnung
„R¦gas J©rmala“. 1959 entfiel der
Beiname „Riga“.
Sehenswertes
J©rmala hat fast den Charakter einer
Insel, denn während das Gebiet im
Norden von der Meeresküste be-
grenzt wird, so endet es auf der ge-
genüberliegenden Seite am Ufer der
Lielupe. Der Fluss verläuft, abgesehen
von einigen Schlenkern, parallel zum
Strand. Sowohl die Eisenbahn als auch
alle Busse und Autos müssen also von
Riga kommend zunächst die recht
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