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Riga als europäische Hauptstadt des Jugendstils
Es ist erstaunlich: Jeder kennt ihn, er ist
auch heute noch in vielen europäischen
Städten sehr präsent, und doch ist der Ju-
gendstil eine Kunstrichtung, die im Gegen-
satz zu den großen Stilen anderer Epochen
wie Renaissance oder Barock nur eine sehr
kurze Lebensdauer hatte: Kurz vor und di-
rekt nach der Wende vom 19. zum 20.
Jahrhundert entstanden Kunstwerke aller
Art im Jugendstil. Danach war es damit
sehr schnell wieder vorbei und andere Ein-
flüsse bemächtigten sich der Kunstszene.
Dass der Stil bis heute allgegenwärtig ist,
liegt an seiner großen Verbreitung: Der Ju-
gendstil fand nicht nur in Architektur und
Malerei Anwendung, sondern auch Möbel,
Schmuckstücke, Geschirr und viele andere
Gegenstände des täglichen Bedarfs wur-
den nach Art des Jugendstils gestaltet.
Um das Jahr 1880 bildete sich zunächst
in London und dann sehr schnell auch in
den deutschsprachigen Gebieten eine
Gruppe von Künstlern heraus, die mit dem
Historismus der vorangegangenen Jahr-
zehnte nichts mehr zu tun haben wollte.
Klassizismus, Neobarock - alle existieren-
den Moden schienen ihnen nur lauwarme
Aufgüsse vergangener Epochen zu sein.
Sie entwickelten einen eigenen Stil, dem
natürlich auch eine tiefer gehende Philoso-
phie zu Grunde lag. Man wollte sich von
den starren Formen der Vergangenheit ver-
abschieden. So gehen die Elemente etwa
in einer Jugendstil-Fassade ineinander über:
Die Figuren und Gesichter, die reichen Or-
namente, die oft hohen Ziergiebel - nichts
ist so richtig voneinander getrennt. Man
wehrte sich ganz bewusst gegen starre For-
men: Der Grundriss eines Gebäudes muss-
te keineswegs rechteckig sein. Warum
nicht eine Rundung hier und da oder gleich
eine völlig asymmetrische Form wie bei der
berühmten Kirche Sagrada Familia von An-
toni Gaudí in Barcelona? Bunt und durch-
aus verspielt durften, ja sollten die Kunst-
werke sein. Schließlich war es auch wich-
tig, dass keine hohe Kunst für die Elfenbein-
tempel dieser Welt geschaffen wurde, son-
dern Bauwerke und Gegenstände für die
Menschen, für den Alltag - um darin zu
wohnen, daraus zu essen oder seine Blu-
men hineinzustellen.
Der Name „Jugendstil“, zurückgehend
auf die Münchner illustrierte Kulturzeit-
schrift „Die Jugend“, war hauptsächlich im
deutschsprachigen Raum und eben in Lett-
land gebräuchlich (und ist es bis heute).
Die Österreicher nannten ihn „Secession“,
die Franzosen „Art Nouveau“, die Englän-
der „Modern Style“ und die Spanier „Mo-
dernismo“. Neben dem bereits erwähnten
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