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besitzen selbstverständlich ihre Kathe-
dralen in der lettischen Hauptstadt.
Dennoch hat sich im Sprachgebrauch
des überwiegend protestantischen
Lettland (auch wenn in Riga selbst der
Orthodoxen-Anteil sehr hoch ist)
durchgesetzt: Wenn von dem Dom
oder der Kathedrale die Rede ist, dann
ist die evangelisch-lutherische mitten
in der Altstadt gemeint.
geln ganz Europas mit einem außer-
ordentlichen Klang. Neben den wö-
chentlichen, offiziellen Orgelkonzer-
ten kann man zu vielen anderen Zei-
ten immer wieder das Glück haben,
dass gerade ein Organist in seine Pro-
be vertieft ist und die Besucher daran
teilhaben lässt. Orgelfans sollten also
im Vorbeigehen immer mal horchen,
ob die Orgel spielt - und dann erst die
Eintrittskarte lösen.
Besonders beeindruckend im Inne-
ren sind die hohen, schlanken Fenster
mit den bunten und reichen Glasma-
lereien. Ungewöhnlich für ein Gottes-
haus dieses Ausmaßes ist der Fußbo-
den aus Holzdielen anstelle von Stein,
sonst eher in kleinen Dorfkirchen an-
zutreffen. Der hohe Dom mit den goti-
schen Bögen ist ohne Zweifel ein ge-
waltiges Gebäude. Doch wer Prunk
und Pracht erwartet, wird möglicher-
weise enttäuscht sein. Getreu der
evangelisch-lutherischen Lehre macht
St. Marien trotz seiner Wucht einen
fast bescheidenen, asketischen Ein-
druck.
Während der Sowjetzeit, als Reli-
gion aller Art unterdrückt wurde, ge-
hörte das Gebäude zum Historischen
Museum und wurde auch bereits als
Konzertsaal genutzt. Nach der Unab-
hängigkeit 1991 wurde St. Marien
wieder der evangelischen Gemeinde
übertragen.
Am Rande sei bemerkt, dass die Ka-
tholiken und Russisch-Orthodoxen in
Riga sich gegen die Bezeichnung „Ri-
gaer Dom“ oder „Kathedrale von Ri-
ga“ für den evangelischen-lutheri-
schen Dom verwahren, denn auch sie
R¦gas Doms, Doma laukums 1, www.doms.
lv, tgl. 9-18 Uhr, Mi und Fr bis 17 Uhr, Okto-
ber bis April 10-17 Uhr, Eintritt 2 Ls; Konzer-
te Mai bis September Mi und Fr 19 Uhr, Ok-
tober bis April Fr 19 Uhr, Eintritt 5 Ls.
Herder-Denkmal
Auf der Westseite des Doms, auf
dem nach ihm benannten Platz (Her-
dera laukums), steht ein Denkmal des
deutschen Dichters Johann Gottfried
Herder, der neben seinen Tätigkeiten
als Schriftsteller und Philosoph auch
protestantischer Pastor war und von
1764 bis 1769 an der Domschule Na-
turwissenschaften, Mathematik, Fran-
zösisch und Stilkunde unterrichtete.
Als er nach Riga kam, war Herder ge-
rade einmal 20 Jahre alt. Man kann sa-
gen, dass er seine literarische Lauf-
bahn hier begann.
Herder, ein enger Freund Goethes
und wichtiger Vertreter der Weimarer
Klassik, war einer der ersten Sammler
traditioneller lettischer Volkslieder -
zu einer Zeit, als der Begriff „Lettland“
oder ein lettisches Nationalgefühl
noch gar nicht existierten. 1807, vier
Jahre nach Herders Tod, erschienen
elf dieser Liedtexte in Tübingen in ge-
druckter Form.
 
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