Travel Reference
In-Depth Information
Die Kampfhandlungen des Ersten
Weltkriegs erreichten Riga im Jahre
1915. Wieder einmal wurde die Stadt
belagert, diesmal von den reichsdeut-
schen Truppen. Über 200.000 Fabrik-
arbeiter aus Riga wurden mit ihren Fa-
milien ins russische Stammland umge-
siedelt. 1917 nahmen die Deutschen
die Stadt ein und sogar Kaiser Wil-
helmII. reiste zu einem Besuch an.
Am 18. November 1918 erklärte
sich Lettland erstmals in seiner Ge-
schichte für unabhängig. Das Deut-
sche Reich hatte den Krieg verloren
und sich zurückziehen müssen. Bis
1940 war Riga nun die Hauptstadt ei-
nes souveränen Lettlands.
Ab 1940 musste die Stadt das selbe
Schicksal erdulden wie der Rest des
Landes: Besatzung durch die Sowjets
mit Verfolgungen und Deportationen
vieler Menschen, dann die Okkupa-
tion durch die deutschen Truppen
bis zum Ende des Krieges. Geschätzte
44.000 jüdische Bewohner Rigas wur-
den in ein Ghetto gesperrt, umge-
bracht oder abtransportiert. Riga war
zu dieser Zeit Sitz des „Reichskommis-
sariats Ostland“. Bei den Kämpfen ge-
gen die Rote Armee 1944 wurde vor
allem die Altstadt schwer beschädigt.
Schließlich gewannen die Sowjets.
Die erneute Einverleibung Lettlands in
die Sowjetunion war die Folge. Riga
war nun die Kapitale der Lettischen
Sozialistischen Sowjetrepublik und
das Parlament im Stadtzentrum wurde
zum „Obersten Sowjet“ dieser Teilre-
publik. Es dauerte bis 1990, als das
Parlament - noch nicht in freien und
fairen Wahlen bestimmt - die Unab-
Weitere wichtige Institutionen ent-
standen in der russischen Zeit des
18. Jh.: Das Museum von Riga, das
erste Theatergebäude, das erste Kran-
kenhaus, 1816 die Börse. Doch Bör-
senturbulenzen waren nichts gegen
die Angst, die vier Jahre zuvor herrsch-
te, als Napoleon das zur Großstadt ge-
wordene Riga auf seinem Vormarsch
nach Russland ins Visier nahm. Er hielt
auf Riga zu, doch am Ende konnte er
die Bastion nicht einnehmen.
Das 19. Jh. stand ganz im Zeichen
infrastruktureller Errungenschaften:
1830 legte das erste große Dampf-
schiff im Hafen an - die „Oscar“ aus
Lübeck. 1852 wurde ein öffentliches
Verkehrssystem mit Pferdekutschen
eingerichtet. 1861 weihte man feier-
lich den Bahnhof und eine Zugverbin-
dung nach Dünaburg (Daugavpils)
ein. Viele weitere Strecken folgten
schnell und erschlossen so das ganze
Land. Damit nicht genug: Bereits 1882
wurden den ersten 54 Abonnenten
die Telefonleitungen freigeschaltet.
Ganz am Ende des Jahrhunderts, kurz
vor der 700-Jahr-Feier, wurden der
erste Wasserturm, das erste Elektrizi-
tätswerk und das erste Kino eröffnet.
Hinzu kam ein gewaltiger Zuwachs an
Fabriken und Industrieanlagen.
Was wie eine mustergültige Ent-
wicklung klingt, war für die Letten ei-
ne schwierige Zeit: Nationale Bewe-
gungen wurden unterdrückt, teilwei-
se auch gewaltsam. Die Spannungen
entluden sich 1905 in einem Arbeiter-
aufstand, ja einer richtigen Revolu-
tion, die in blutigen Konfrontationen
mit Polizei und Militär endete.
Search WWH ::




Custom Search