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und der Wind türmte den bloßgeleg-
ten Sand zu riesigen Wanderdünen
auf. Unaufhaltsam wälzten sich diese
wandernden Berge jährlich bis zu
20 m haffwärts und begruben zwi-
schen dem 16. und dem 19. Jh. vier-
zehn Fischerdörfer unter ihren Sand-
massen - Karwaiten, Neu-Pilkoppen
und viele andere, an die manchmal ein
auf der heutigen Düne errichtetes
Kreuz erinnert. Teilweise wurde ein
Dorf mehrmals neu aufgebaut, wobei
man die bedrohten Häuser zerlegte
und mitnahm. Doch auch die neuen
Dörfer wurden meist bald wieder vom
Sand eingeholt.
Erst zu Beginn des 19. Jh. begann
man mit Versuchen, die alten Fehler
wiedergutzumachen, um die alles
verschlingenden Dünen aufzuhalten.
Professor Titius, Rektor der Universität
Wittenberg, erarbeitete einen Plan zur
Wiederaufforstung und zur Schaffung
einer Schutzdüne an der Seeseite, die
dem Sand seinen weiteren Weg zu
den Wanderdünen abschneiden soll-
te. Als einer der ersten nahmen 1825
der Niddener Postmeister Gottlieb
DavidKuwert, aber vor allem sein Sohn
Georg David diese gigantische Auf-
gabe am Urbo kalnas hinter dem Post-
amt in Angriff. Mit Hilfe einer künstlich
angelegten Vordüne, Strauchzäunen
und Bepflanzung mit Strandhafer
befestigte er den Flugsand. Dann be-
pflanzte er eine große Fläche zwi-
schen den Vordünen und den Wan-
derdünen mit Kiefern und rettete so
seinen Heimatort vor den Sandmas-
sen. In anderen Orten der Nehrung
folgten andere seinem Beispiel und zu
Beginn des 20. Jh. war die Vordüne
vollständig geschlossen, und der Sand
kam allmählich zur Ruhe. Die heutige
Landschaft ist größtenteils durch die
Aufforstungen aus der zweiten Hälfte
des 19. Jh. geprägt.
Doch seither hat die Situation sich
umgekehrt: jetzt sind die Dünen, die
einst die Dörfer bedrohten, gefähr-
det. Denn die heftigen Weststürme
reißen noch immer gewaltige Mengen
Sand davon und wehen ihn ins Haff.
Andererseits sind die einstigen Wan-
derdünen jetzt durch die Vordünen
und die Bepflanzung an der Westseite
von ihrem Nachschub abgeschnitten.
Die Dünenfläche ist deshalb seit 1990
um 10 ha geschrumpft, die Dünen
sind jetzt niedriger. So ist die Parnid-
der Düne von Nida in den letzten 30
Jahren um rund 10 m abgetragen wor-
den, und in hundert Jahren wird sie
vielleicht ganz verschwunden sein.
Daher suchen Naturschützer und Wis-
senschaftler heute wieder nach Mög-
lichkeiten, diese Dünen zu erhalten. Es
laufen einige Wiederaufbau-, For-
schungs- und Aufklärungsprojekte.
Letztere sind auch dringend notwen-
dig, da die Zahl der Touristen ständig
zunimmt und da alte Gebräuche wie
Beeren- und Pilzsammeln in den Wäl-
dern nur schwer zu unterbinden sind.
Naturlandschaft Kurische Nehrung
 
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