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marer Theater wurde 1819 an der
Stelle eines früheren Provisoriums ein
Theater im Stil des Neoklassizismus er-
baut. Hier dirigierte der junge Richard
Wagnereine Saison lang, und die Kö-
nigsberger Oper war oft zu Gast.
Beim Großbrand 1854 wurde es zer-
stört, 1857 wieder aufgebaut, 1893
von der Stadt gekauft und der Giebel
mit dem Stadtwappen versehen. Auf
dem Balkon proklamierte Hitler 1939
den Anschluss Memels ans Großdeut-
sche Reich.
Seit 1989 steht an seinem alten Platz
vor dem Theater wieder das berühmte
Standbild des „Ännchen von Tharau“
(Taravos Anika). Das ursprünglich
1912 enthüllte „Ännchen“ hat den
Krieg nicht überstanden, aber der
„Ännchen-von-Tharau-Gesellschaft“ ist
es gelungen, eine Kopie der Skulptur
ausfindig zu machen und so eine ori-
ginalgetreue Nachbildung zu schaffen,
die auf dem Simon-Dach-Brunnen
wieder aufgestellt worden ist.
Und auch der Brunnen selbst ent-
spricht dem alten Bild: den Steinsockel
ziert das Medaillon des in Memel ge-
borenen Dichters Simon Dach (1605-
1659), und zu Füßen der anmutigen
Mädchengestalt ist die erste Zeile des
berühmten Liedes vom „Ännchen von
Tharau“ eingemeißelt. Er hat 1636 das
Liebesgedicht zur Hochzeit der Pfar-
rerstochter Anna Neanderaus Tharau
(dem heutigen Vladimirovo im Kalinin-
grader Gebiet) mit Pfarrer Johannes
Pertatius geschrieben. Dach, damals
Lehrer an der Domschule in Königs-
berg, verliebte sich beim ersten An-
blick hoffnungslos in sie, was er auch
in dem Poem zum Ausdruck bringt.
Vertont hat es ein anderes Mitglied
des „Königsberger Zirkels“, der Dom-
organist Johann Albert. Aber erst
nachdem es Johann G. Herder 1778
vom ostpreußischen Plattdeutsch ins
Hochdeutsche übersetzte und Philipp
F. Silcher es neu vertonte, wurde es
ein Volkslied. Man kann es zu be-
stimmten Zeiten während des Glo-
ckenspiels des Hauptpostamts hören.
Vom Theaterplatz führt u.a. die Jono
gatvë nach Osten. Parallel dazu ver-
laufen die Turgaus gatvë (Marktstra-
ße) und südlich von ihr die Tomo gat-
vë (Thomasstraße). Von hier führt die
Sukilëli® nach Süden. Das Haus mit
der Nr. 18 ist ein schönes Fachwerk-
haus (eines von zweien, die den Groß-
brand von 1854 überstanden haben).
Nach links in die Dar‡®, am Musik-
zentrum (Hausnr. 18) vorbei. Das Eck-
haus Dar‡®/Aukštoji 13 ist die Alte
Post (sehenswert ist das alte Mobiliar).
Von hier lohnt sich ein Abstecher nach
Süden zum Marktplatz Turgaus aik-
štë. Links davon ist die Markthalle, wo
sich bis 1938 die Synagoge befand.
Auf dem Platz nahe der Pilio steht eine
Dobermann-Skulptur mit dem Namen
„Wächter der Altstadt“.
Dahinter führt die Seitenstraße Šalt-
kalvi® zum Schmiedekunstmuseum
(Hausnr. 2, Tel. 410526, www.mlimu
ziejus.lt, Di-Sa 10-18 Uhr, verbilligtes
Kombiticket; u.a. mit einer alten
Schmiede sowie schmiedeeisernen
Grabkreuzen vom alten Friedhof, der
heute ein Skulpturenpark ist, s.u.).
Hier lohnt ein Abstecher zur Frie-
drichspassage, einem Komplex res-
 
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