Travel Reference
In-Depth Information
es gab Handelsmessen. 1440-1532
war hier sogar ein Hansekontor, wo-
durch sich ihre Stellung als Handels-
zentrum weiter festigte. Mehr als 40
Handwerkergilden wurden gegrün-
det, eine Schiffswerft entstand. Italieni-
sche Bernardinermönche brachten
1468 ein neues Architekturprinzip mit,
man baute die ersten Häuser aus Zie-
geln. Nach dem Großbrand von 1537
gewährte König Sigismund den Händ-
lern Privilegien, sodass Kaunas noch
mehr aufblühte, und 1540 wurde der
erste Bebauungsplan mit einem recht-
winkligen Straßennetz entworfen.
1566 wurde Kaunas außerdem zu ei-
nem Verwaltungszentrum, 1578 bau-
te man eine Papierfabrik, 1648 ent-
stand das erste Jesuiten-Kolleg.
1655-61 war die Stadt von russi-
schen Truppen besetzt und wurde teil-
weise niedergebrannt. 1657 suchte ei-
ne Epedemie die Stadt heim. 1670 er-
eignete sich ein Großbrand, 1701
wurde die Stadt von den Schweden
besetzt, 1721 von der Pest heimge-
sucht, und 1731 bzw. 1732 brachen
dann weitere zwei von insgesamt 13
Großbränden in der Geschichte der
Stadt aus. 1795 kam sie unter rus-
sische Herrschaft. Damit war Kaunas
der westlichste Vorposten des Rus-
sischen Reiches. Gleich südlich des
Nemunas, jenseits der Vytauto-Brü-
cke begann Preußen. Diese wurde da-
mals als „längste Brücke der Welt“
bezeichnet, da man am anderen Ende
erst 13 Tage später ankam (was aller-
dings nur daran lag, dass in Russland
damals noch der julianische und in
Preußen der gregorianische Kalen-
der galt). Napoleonstartete 1812 von
einem Hügel bei Kaunas seinen ver-
hängnisvollen Angriff auf das russische
Imperium. Seine Armee marschierte
auf ihrem Russlandfeldzug gleich
zweimal plündernd durch die Stadt -
einmal auf dem Weg nach Moskau
und wenig später geschlagen auf dem
Rückzug.
Als Hauptstadt des gleichnamigen
Gouvernements ab 1843 ging es dann
wieder aufwärts mit Kowenj, wie die
Stadt damals auf russisch hieß. Sie er-
hielt ihre Rolle als Handelszentrum
zurück, und während sie um 1720 nur
1500 Einwohner hatte, waren es 1870
schon 86.000, u.a. auch wegen des Ei-
senbahnanschlusses nach Preußen
(1861) und Vilnius (1863).
Als strategisch wichtiger Ort an der
Westgrenze des Reiches wurde die
Stadt auf Befehl des Zaren 1879-87
zur Grenzfestung ausgebaut: Neun
Forts und neun Artilleriestellungen
wurden errichtet, die aber zu Beginn
des Ersten Weltkriegs die Eroberung
durch die Deutschen nicht verhindern
konnten. Trotz einer Besatzung von
90.000 Mann war die Stadt in zwei,
das Neunte Fort in elf Tagen genom-
men. Anfang 1919, nachdem Vilnius
von der Roten Armee besetzt wurde,
siedelte die Regierung der erst am
16. Februar 1918 ausgerufenen Repu-
blik nach Kaunas über. Nachdem Po-
len am 9. Oktober 1920 Vilnius be-
setzte, wurde Kaunas bis zum 10. Ok-
tober 1939 die provisorische Haupt-
stadt und Parlamentssitz Litauens.
Diese Aufwertung förderte auch das
kulturelle Wachstum. 1920 gründete
 
Search WWH ::




Custom Search