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chen bauen ließ. Das Stadtwappen
zeigt den Hl. Christophorus, Symbol
der Christianisierung, mit dem Jesus-
kind auf seinen Schultern sowie das
Doppelkreuz von Jogaila; es wurde
Vilnius schon 1330 verliehen, aber bis
zur Christianisierung 1377 zeigte das
Wappen den Märchenhünen Alkis,
der seine Frau ebenfalls auf den Schul-
tern über den Fluss trug. Dank der ge-
schützten Lage zwischen den zwei
Flüssen und den starken Befestigun-
gen der Stadt, schafften es die Ritter
bis auf das Niederbrennen der Schie-
fen und der Unteren Burg nach fünf-
wöchiger Belagerung im Jahr 1390
nicht, die Stadt zu erobern. Genauso
wie es der Traumdeuter geweissagt
hatte. Die Ritter versuchten acht Mal
die Eroberung, jedes Mal erfolglos, zu-
letzt 1402.
Deshalb entwickelte sich die neue
Hauptstadt rasch. Und nachdem die
Kreuzritter 1410 geschlagen worden
waren, erlebte Vilnius eine Blüte sei-
ner Macht und nahm wirtschaftliche
und kulturelle Beziehungen zu ande-
ren europäischen Städten auf. Ein
Großteil der Stadt und der Unteren
Burg wurde aber 1419 bzw. 1530
durch Großbrände zerstört. 1495
wurden die Goldschmiede- und
Schneiderzünfte, dann auch andere
Handwerkerzünfte gegründet. 1501
wird das Wasserleitungssystem in
Betrieb genommen.
Da es inzwischen über den Ring sei-
ner natürlichen Schutzwälle hinausge-
wachsen war und tatarische Reiter-
truppen die Stadt von Südosten her
bedrohten, wurde 1503-22 eine fast
3 km lange und bis zu 12 m hohe
Stadtmauer mit 10 Toren und fünf
Türmen errichtet. Die beiden Burgen
wurden in das Verteidigungssystem
mit einbezogen. Die Fläche betrug
rund 100 Hektar. 1522 wurde Vilnius
zu einem der europäischen Buchdru-
ckerzentren.
1532 wurde eine hölzerne Wasser-
leitung von den Quellen in Vingriai
ins Zentrum gelegt, 1536 war die ers-
te Steinbrücke über die Neris fertig.
Vilnius wurde während seiner feu-
dalen Blütezeit im 16. Jh. mit rund
30.000 Einwohnern zu einer der größ-
ten und bedeutendsten Städte Euro-
pas. Über die Flüsse hatte man Zu-
gang zur Ostsee und zum Schwarzen
Meer. 1562 entstand eine Postverbin-
dung über Krakau und Wien bis nach
Venedig; von besonderer Bedeutung
war der Handel mit Moskau und Kiev.
1570 wurde das Jesuitenkolleg ge-
gründet, aus dem dann 1579 die Uni-
versität hervorging. Sie war die erste
Universität im Gebiet der einstigen
Sowjetunion und beeinflusste das
kulturelle und wissenschaftliche Leben
weit über die Grenzen Litauens hinaus.
Durch die Vereinigung Litauens mit
Polen in der Union von Lublin (1569)
verlor Vilnius an Bedeutung. Die
Großfürsten residierten in Polen. Vil-
nius fiel an Bedeutung erst hinter Kra-
kau, dann auch noch hinter Warschau
zurück. Es hob sich von anderen Städ-
ten durch seine religiöse Toleranz ge-
genüber vielen Religionen ab; deren
Gläubige wohnten meist in bestimm-
ten Stadtbezirken (so lebten die Luthe-
raner in der Vokie¤iú gatvë, der „Deut-
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