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worden, und Zeit ihres Lebens war
Russisch die Amtssprache des Landes
gewesen. Bestanden sie nicht die
strengen Prüfungen, besaßen sie
plötzlich gar keine Staatsbürgerschaft
mehr, denn auf dem Papier waren sie
ja nie Russen gewesen, sondern Bür-
ger der lettischen Sowjetrepublik. Im
Laufe der 1990er Jahre erkannte die
lettische Regierung dann, dass auf die-
sem Weg keine Integration erkämpft
werden konnte, und lockerte die Be-
stimmungen merklich. Der lettische
Sprach- und Geschichtstest ist inzwi-
schen so einfach, dass 95 % der Prüf-
linge ihn sofort bestehen.
Die Zahl der staatenlosen Russen
in Lettland sank auf zuletzt 19 %, wäh-
rend junge Letten russischer Herkunft
nun verpflichtet sind, in der Schule die
Landessprache zu erlernen. Auf diese
Weise baut sich zumindest die Sprach-
barriere langsam, aber sicher von
selbst ab. In Lettland geborene Kinder
erhalten automatisch die lettische
Staatsbürgerschaft, wenn ihre staaten-
losen (russischen) Eltern dies beantra-
gen. Bisher machte aber nur gut ein
Fünftel der Berechtigten davon Ge-
brauch - ein Zeichen für die Zähigkeit
der Entwicklung.
Ein Zusammenleben von Letten
und Russen findet derzeit aber nur ge-
legentlich statt, während die beiden
Bevölkerungsgruppen meist aneinan-
der vorbei existieren, ohne größeren
Austausch zu pflegen - auch wenn es
wenige sogenannte Ghettos gibt, in
denen nur Russen unter sich leben. Ei-
ne Eingliederung wird in jedem Fall
noch längere Zeit in Anspruch nehmen.
Mit dem schwindenden Einfluss
Russlands auf den EU-Mitgliedsstaat
Lettland wächst aber auch die Erkennt-
nis der russischen Letten, dass sie mit
Moskau keinen „großen Bruder“ mehr
an ihrer Seite haben, sondern dass sie
sich in Lettland eingliedern müssen.
Dieses Bewusstsein war 1990 noch
nicht vorhanden, als der russische Be-
völkerungsteil in einem Referendum
über die Unabhängigkeit Lettlands fast
geschlossen mit „nein“ votierte.
Weitere Minderheiten
Eine weitere Minderheit in Lettland
wird von den Polen gebildet, die 2,4 %
der Bevölkerung stellen. Die meisten
von ihnen konzentrieren sich auf die
beiden größten Städte Riga und Dau-
gavpils mit der jeweiligen Umgebung.
Die Polen pflegen ihre Tradition, bei-
spielsweise in religiöser Hinsicht, kön-
nen aber oft kein Polnisch mehr, son-
dern sprechen vor allem Russisch.
Gleiches gilt für die 0,4 % Juden in
Lettland, während die 1,4 % starke
litauische Minderheit eher Lettisch
spricht. Die Litauer siedeln hauptsäch-
lich an der lettisch-litauischen Grenze.
Religion
Die Religion der in Lettland leben-
den Menschen richtet sich vor allem
nach der Volkszugehörigkeit. So sind
die Letten selbst fast alle Mitglieder
der evangelischen Kirche, die Russen,
Ukrainer und Weißrussen versammeln
sich in der russisch-orthodoxen Glau-
bensgemeinschaft und Polen sowie
Litauer sind Katholiken. Wenn auch
katholische und orthodoxe Kirchen im
 
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